Mehr Konzerte, mehr Besucher: Der Stuttgarter Live-Markt brummt. Aber etliche Künstler machen einen weiten Bogen um die Stadt – nicht nur, weil es an Locations fehlt.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Das Jahr 2014 hat in Stuttgart besuchermäßig manchen Konzertflop gebracht – Bryan Adams in der karg gefüllten Schleyerhalle etwa oder Mando Diao, die statt in der Porsche-Arena im ein Drittel so großen Hegelsaal spielten. Zumal auch die kleineren Hallen und Clubs bei zahlreichen Gigs ziemlich leer blieben – schlechte Zeiten für Konzertveranstalter?

 

Nein. Mit Besucherzahlen und Umsätzen sind die Stuttgarter Veranstalter ebenso wie die Branche zufrieden – obwohl oder gerade weil in Stuttgart auch dank neu auf den Markt drängender Veranstalter wie Chimperator Live so viele Popkonzerte stattgefunden haben wie noch nie zuvor und die Zahl auch 2015 weiter steigen wird. Der Nebeneffekt: zahlreiche Konzerte finden nur deshalb nicht in Stuttgart statt, weil es an geeigneten Veranstaltungsorten mangelt – gerade im abgelaufenen Jahr, in dem wegen der WM-bedingten Konzertpause das Frühjahr und der Herbst noch voller waren als sonst. Und es gibt noch andere Stuttgarter Besonderheiten.

Mehr Konzerte, steigende Preise

Konzerte retten der Musikbranche die Umsätze: es wird mehr live gespielt, die Preise steigen, noch strömt das Publikum – auch in der Region Stuttgart. Aber nur zu bestimmten Konzerten: „Hier läuft traditionell und immer noch Rockmusik“, sagen Paul Woog und Hans-Peter Haag von den beiden großen Konzertbüros SKS Michael Russ und Music Circus unisono. Was wiederum daran liegt, dass der Stuttgarter Konzertmarkt vom Umland lebt. Lenny Kravitz beispielsweise hatte in Stuttgart deutlich mehr Zuhörer als in Berlin und Oberhausen. In der Hauptstadt und im Ruhrgebiet laufe hingegen die international angesagte Musikrichtung R’n’B besser, berichtet Woog.

Über Geschmack lässt sich nicht streiten, Fakt aber ist: „Stuttgart ist langsamer als andere Regionen. Hier funktioniert ein Konzert nur, wenn das Umland reinkommt“, sagt Hans-Peter Haag. Schmerzhafte Folge: viele Acts machen einen Bogen um Stuttgart, auch angesagte Newcomer.