In den vergangenen Wochen hatte es immer wieder Zweifel an der Echtheit des Einschlags „P1“ am Ur-Porsche in Zuffenhausen gegeben. Jetzt wurde ein wissenschaftliches Gutachten dazu vorgestellt.

Stuttgart - Bei der Vorstellung des letzten noch ausstehenden Gutachtens um das Egger-Lohner-Modell im Porsche-Museum begann Dieter Landenberger, Leiter des Historischen Archivs, mit der für ihn guten Nachricht: „Der P1-Stempelabdruck an der Radnabe hinten links ist zeithistorisch und wurde zur selben Zeit eingeschlagen wie die Buchstaben drum herum.“ Allerdings hat sich bei der umfassenden Untersuchung der Radnaben an dem über hundert Jahren alten Fahrzeug auch herausgestellt, dass das P1 an der Radnabe vorne rechts sehr viel später eingeschlagen wurde und somit nicht die selbe historische Bedeutung hat. „Wann genau allerdings diese Markierung eingeschlagen wurde, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen“, sagte Landenberger.

 

Radnaben unter dem Rasterelektronenmikroskop untersucht

Um die historische Relevanz der beiden P1-Markierungen an den Radnaben festzustellen, hatte das Porsche-Museum eine Untersuchung unter einem Rasterelektronenmikroskop in Auftrag gegeben. „Dies ist das Bild von der Markierung auf der hinteren linken Radnabe“, sagte Landenberger mit Blick auf die Ergebnisbilder und erklärte: „Es sind dort die gleichen, ungestört gewachsenen Metalloxide zu erkennen wie auch auf den Buchstaben drum herum, also der Lohner-Prägung.“ Zum Vergleich holte er das Mikroskop-Bild der vorderen rechten Markierung vor. Dort erkennt man Risse- und Fissurbildungen. „Das lässt darauf schließen, dass das P1 erst viel später eingeschlagen wurde“, sagte Landenberger und erklärte: „Metall versprödet mit der Zeit und reißt deswegen viel mehr, wenn es erst später bearbeitet wird.“ Bei jüngerem Metall würden solche Risse nicht entstehen, da es dann noch weicher sei.

Der genaue Zeitpunkt dieses zweiten Einschlags lässt sich auf Grund der Untersuchung nicht nachvollziehen – genauso wenig, warum dieser Einschlag an dem Fahrzeug vorgenommen wurde. „Das wird wohl immer ein ungelöstes Rätsel bleiben“, sagte Achim Stejskal, Leiter des Porsche-Museums, hoffte aber: „Vielleicht wird es irgendwann eine plausible Erklärung dafür geben.“ Von einer Fälschung mochte er nicht sprechen, er sah die zweite Markierung eher als „Ergänzung“.

Keine Zweifel an der Echtheit des Egger-Lohner Elektromobils

An der Echtheit des Egger-Lohner Elektromobils C.2 aus dem Jahre 1898 hatte zumindest im Porsche-Museum niemand gezweifelt. Öffentlichkeitswirksam wurde es vor sechs Wochen als neuestes Exponat der Dauerausstellung in Zuffenhausen präsentiert, als Besonderheit hob man die beiden P1-Markierungen an dem Fahrzeug hervor, die Ferdinand Porsche persönlich in die Radnaben eingeschlagen haben soll. Kurz nach der Präsentation hatte sich das Technikmuseum in Wien zu Wort gemeldet, in dessen Depot die Karosse bis zum Jahre 2010 gestanden hatte. Die Experten aus Österreich hatten die Echtheit eben dieser Markierungen angezweifelt: „Als wir im Jahre 2009 ein Gutachten zu diesem Fahrzeug erstellen ließen, haben wir an keiner Stelle eine solche Markierung ausmachen können“, hatte Anne-Katrin Ebert, Sammlungsleiterin Verkehr des Technikmuseums, im Gespräch mit der Stuttgarter Zeitung vor wenigen Wochen gesagt. Zumindest scheint es eine Erklärung dafür zu geben, warum das Wiener Museum auch den alten P1-Einschlag beim Gutachten nicht feststellen konnte: Das Fahrzeug stand mit der linken Seite direkt an einer Wand. Vermutlich hatte man es von dieser nicht abgerückt, diesen Teil des Fahrzeugs nicht untersucht und so und den originalen Einschlag übersehen.

Das Porsche-Museum hatte vier wissenschaftliche Gutachten in Auftrag gegeben, die die historische Relevanz des Fahrzeuges und der beiden P1-Markierungen überprüfen sollten (StZ berichtete). Eines hat Gundula Tutt erstellt. Die Restauratorin ist spezialisiert auf Lacke und Materialien auf den Oberflächen von Autos. Sie kommt zu einem eindeutigen Urteil: „Die Farben und Lacke, die an dem Mobil zu finden sind, entsprechen denen der Zeit aus der Jahrhundertwende.“ Kurt Möser, Technikhistoriker und Professor am Karlsruher Institut für Technologie, hat sich mit der Rolle Ferdinand Porsches auseinandergesetzt und ist zu dem Schluss gekommen, dass „Porsche einen erheblichen Anteil an der Motorkonstruktion des Modells hatte.“