Motorenlärm geht manchem auf den Wecker – und begeistert andere Menschen. Bei der Porsche Sound Nacht waren am Samstag legendäre Sportwagen aus 70 Jahren Motorsportgeschichte zu hören und bestaunen.

Stuttgart - Applaus brandet auf. „Zugabe“-Rufe hallen durchs Rund der Porsche-Arena. Die Zuhörer sind aus dem Häuschen. Diese Begeisterung gilt einem ganz besonderen Star: Dem Porsche 911 GT3 RSR Typ 996, dessen Motor vor den 3.600 Besuchern der Porsche Sound Nacht am Samstag ein von perkussiven Silvesterkracher-Effekten durchsetztes, sonores Brummen von sich gibt. „Als Fahrer brauchte man da schon ein paar richtig gute Ohrstöpsel“, erinnert sich Marc Lieb an seine Einsätze im legendären fahrbaren Untersatz. „Der Wagen ist abartig laut. Wenn er an der Strecke unvermutet vorbeifuhr, konnte man schon erschrecken.“ Wenige Stunden zuvor hat Lieb eine ganz persönliche Rallye absolviert: Stuttgart – Bremen und retour. „Mein Sohn hatte ein wichtiges Hockeyspiel an der Weser. Da musste ich hin, um ihn zu unterstützen“, erklärt er. Auch dafür gibt es Beifall.

 

Erstmals drehen die Sportwagen ihre Runden

Neben den PS-starken Schätzen aus 70 Jahren Motorsportgeschichte sind es die Begegnungen mit Fahrern und Ingenieuren und deren Anekdoten, die das dreistündige Jubiläumsprogramm wie im Flug vergehen lassen. Auch kommt der größere Rahmen dem Konzept der Veranstaltung zugute: Das Röhren des Porsche 356 Nr. 1 Roadster, mit dem die Erfolgsgeschichte des Kraftfahrzeugbauers im Motorsport anno 1948 begann, wirkt anders, wenn der silberne Flitzer ein paar Runden durch die Halle drehen kann statt im Porsche-Museum, wo die Sound Nacht bereits siebenmal erfolgreich stattfand, hinein- und hinausgeschoben zu werden. „Es ist fantastisch heute!“, zeigt sich ein Herr euphorisiert. „In den letzten Jahren war es schon immer toll. Das hier haut mich aber wirklich um.“

Auch Jacky Ickx ist sichtlich angetan von der Arena-Kulisse. „Ich bin beeindruckt, wie viele Menschen sich für Motorenlärm begeistern“, stellt er im Gespräch mit Lina van de Mars fest, die gemeinsam mit Walter Zipser durch den Abend führt. Ickx steuert Impressionen von seiner Teilnahme an der Rallye Paris-Dakar im Porsche 959 im Jahre 1986 bei. Durch die Wüste zu brettern, gleiche einer Tour über Meereswellen, versucht er das spezielle Fahrgefühl in Worte zu fassen. Wenn man nach sechs Dünen denke, man wisse nun, wie man sie am besten bewältigen könne, lauere hinter der siebten garantiert ein Loch.

Die alten Piloten schwärmen von den Oldtimern

Ob Herbert Linge den kurzen, aber erfolgreichen Formel 1-Ausflug von Porsche im Modell 804 Revue passieren lässt, der zwar nicht sonderlich groß ist, aber mächtig lärmt, oder Stéphane Ortelli beim Wiedersehen mit dem Porsche 911 GT1 von 1989 schwärmt, dieses Auto könne man mit Fingerspitzengefühl bei 250 km/h durch die Kurve tragen: Jeder der ausgewählten 13 Sportwagen bedeutet seinem einstigen Piloten immer noch viel. Selbst Olaf Manthey wird es warm ums Herz, als er in der Arena mit dem Porsche Carrera 2 Cup von 1993 konfrontiert wird. Dabei spricht er von einer anhaltenden Hassliebe „Der Carrera ist eine Diva“, verrät er. „Man muss ihn streicheln und hätscheln.“ Beim Publikum hat der Wagen aus anderen Gründen einen schweren Stand: Er ist leise. „Porsche hat es immer verstanden, Autos speziell für die Fahrer zu bauen“, betont Hans-Joachim Stuck, zweimaliger Gewinner des 24-Stunden-Rennens von Le Mans und resümiert: „Es gab und gibt nichts Schöneres.“