Das Sandplatz-Turnier in der Stuttgarter Porsche-Arena gehört zu den beliebtesten Tennisturnieren der Welt. Warum kommen Angelique Kerber, Naomi Osaka und andere Weltstars so gerne nach Stuttgart?

Stuttgart - Mehr als neuntausend Kilometer musste Laura Siegemund bei ihrem letzten Turnier im kolumbianischen Bogota zurücklegen – keine zehn sind es jetzt von ihrer Wohnung in Stuttgart-Riedenberg nach Bad Cannstatt. Den Heimschläfervorteil aber lässt sie ungenutzt. Vor ihrem Erstrundenduell beim Porsche Tennis Grand Prix gegen die Ukrainerin Lesja Zurenko wird auch die Lokalmatadorin ein Zimmer im Spielerinnenhotel beziehen, unmittelbar neben der Porsche-Arena gelegen. Denn: „Hier ist für alles gesorgt“, sagt Laura Siegemund.

 

Günthardt will Wohlfühlatmosphäre

Nicht nur wegen der kurzen Wege erfreut sich das Traditionsturnier in Stuttgart im Kreise der Spielerinnen größtmöglicher Beliebtheit. Seit dem Umzug in die Porsche-Arena 2006 haben sie es neunmal zum weltweit beliebtesten Turnier seiner Kategorie gewählt – und damit die Tradition aus den alten, familiären Tagen in Filderstadt nahtlos fortgesetzt. Das Erfolgsgeheimnis ist unverändert geblieben. „Damit die Spielerinnen auf dem Platz ihre beste Leistung bringen können, tun wir alles, damit sie sich auch neben dem Spielfeld rundum wohlfühlen“, sagt Turnierdirektor Markus Günthardt.

Es gibt nicht viele Turniere auf der Welt, bei denen die Profis derart verhätschelt werden wie in Stuttgart. Einen Porsche bekommt nicht nur die Siegerin, ein Sportwagen aus Zuffenhausen wartet samt Fahrer bereits beim Empfang am Flughafen; eine auf Hochglanz polierte Flotte steht für Probefahrten vor der Halle bereit – ein Service, den nicht zuletzt die Trainer zu schätzen wissen. In der Player’s Lounge werden fast rund um die Uhr Speisen auf Sterneniveau serviert, in den Umkleidekabinen reichen die vielen Helfer frisches Obst, nähen bei Bedarf Knöpfe an und erfüllen auch ansonsten Wünsche, auf die die Spielerinnen von alleine gar nicht gekommen wären.

„Wie im Schlaraffenland“

Es ist ein Rundum-sorglos-Paket, das nicht zuletzt jene Profis in vollen Zügen genießen, die normalerweise auf kleinen Turnieren umhertingeln und mit der Straßenbahn zur Anlage kommen. „Wie im Schlaraffenland“ fühlte sich die Weltranglisten-342. Lena Rüffer vom Stuttgarter Bundesligisten TEC Waldau – konnte den Fünfsterneservice allerdings nicht lange in Anspruch nehmen. Die 20-Jährige scheiterte bereits in der ersten Qualifikationsrunde.

Auch das berühmte Betthupferl, mit dem der frühere Turnierdirektor Dieter Fischer allabendlich in Filderstadt Martina Navratilova, Chris Evert und Co. überraschte, gehört noch immer zum Konzept des Porsche Grand Prix. „Wir leben auch weiterhin die Tradition und die Werte von damals“, sagt Fischers Nachfolger Günthardt, „gleichzeitig arbeiten wir aber auch hart daran, das innovativste Turnier auf der WTA-Tour zu sein.“

Spielerinnen wie Popstars gefeiert

Wie Popstars werden die Spielerinnen beim sogenannten Walk on Court samt Lichtshow und donnernder Musik präsentiert – „das haben wir erfunden, und das gibt es bei keinem anderen Turnier der Welt“, berichtet Günthardt. In Fragen der Show sei sein Turnier inzwischen „weltweit unerreicht“ und diene anderen Veranstaltungen als „Beispiel, wie attraktiv man Damentennis darbieten kann“. Für die Leistungen auf dem Platz sind am Ende allerdings die Spielerinnen alleine zuständig.