Margarita Mitrova ist eine junge Frau mit Down-Syndrom. Sie hat dennoch in der Tagespflege eine Stelle auf dem Arbeitsmarkt gefunden.

Rutesheim - Allein – dieses Wort ist ganz wichtig für Margarita Mitrova. Die Aufgaben, die sie in der Tagespflege Rutesheim zu erledigen hat, schafft sie ohne fremde Hilfe. Und das sind eine ganze Menge: Vom Tisch decken und abräumen über Spülmaschine ein- und ausräumen bis zum Wäsche bügeln und Kaffee kochen reicht ihr Spektrum hauswirtschaftlicher Tätigkeiten in der Tagesbetreuung für Senioren ganz in der Nähe des Rutesheimer Rathauses. Die Besonderheit dabei: Die junge Frau mit der Brille und den dunklen Haaren hat eine geistige Behinderung, sie leidet unter dem Down-Syndrom. Dennoch arbeitet sie nicht in einer Werkstatt für Behinderte, sondern hat den Sprung auf den ersten Arbeitsmarkt geschafft - sie hat einen regulären Arbeitsvertrag und zahlt Steuern und Sozialabgaben.

 

Möglich wurde dies durch eine fundierte Vorbereitung der 22-Jährigen auf das Berufsleben, an der zahlreiche Partner beteiligt waren. „Berufsvorbereitende Einrichtung“ und „Kooperative Bildung und Vorbereitung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt“ (KoBV) heißen die beiden sperrigen Zauberworte, die seit fast 20 Jahren zum Erfolg führen. Diesen beiden Netzwerken ist es zu verdanken, dass im Landkreis Böblingen beziehungsweise im Land Baden-Württemberg mit rund 30 Prozent deutlich mehr Schulabgänger mit einer geistigen Behinderung in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden als bundesweit.

Gute Teamarbeit und systematische Planung

„Solche Zahlen sind das Ergebnis von guter Teamarbeit und systematischer Planung“, erklärt Timur Erdem, der stellvertretende Schulleiter der Karl-Georg-Haldenwang-Schule in Leonberg. Dieses sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentrum mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung besuchte Margarita Mitrova von 2003 bis 2017 und absolvierte in den letzten beiden Jahren im BvE mehrere Praktika in einer Werkstatt für Behinderte und in einer Tagesstätte für Senioren, die auch durch die Vermittlung von Johanna Härle vom Integrationsfachdienst (IFD) Böblingen zustande kamen. Nach positiven Rückmeldungen stellte sich der Bereich Hauswirtschaft als der passende für die 22-Jährige heraus.

Daher wurde sie im November 2017 in eine KoBV-Klasse aufgenommen. Unter diesem Dach absolvierte sie an drei Tagen in der Woche ein Praktikum bei der Tagespflege Rutesheim. „Es war ein Glücksfall, dass so eine Einrichtung in der Nähe ihres Wohnortes eröffnet wurde, dort kann sie zu Fuß hingehen“, erklärt Timur Erdem. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln käme sie allein nicht zurecht. Ins Berufsschulzentrum nach Leonberg, an dem sie zwei Tage pro Woche praxisnah auf ihre Stelle vorbereitet wurde, fuhr sie mit dem Taxi. Dort wurde sie nicht nur im Tandem von einer Berufsschullehrerin und einem Sonderpädagogen betreut, sondern zudem von einem sogenannten Jobcoach konkret auf die Tätigkeiten an ihrem zukünftigen Arbeitsplatz vorbereitet.