Herrschen Minusgrade in Stuttgart, fährt Annette Faenger mit dem Kältebus durch die Stadt und versorgt Obdachlose. Viel Solidarität für die Menschen auf der Straße, sagt sie in unserer Audio-Slideshow, gab es eigentlich noch nie.

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Stuttgart - Manchmal retten die Frauen und Männer vom Kältebus auch Leben. Wenn sie jemanden finden zum Beispiel, der nur noch 32 Grad Körpertemperatur hat, weil es in manchen Nächten eisig kalt ist auf den Stuttgarter Straßen. Annette Faenger, 51, ist als Mitarbeiterin beim Roten Kreuz seit fünf Jahren jeden Winter mit dem Kältebus auf Tour, vielleicht zweimal im Monat und immer für drei oder vier Stunden. Dann, wenn die Temperaturen unter minus fünf Grad fallen. Eine ehrenamtliche Nachtschicht sozusagen, um Wohnungslose mit Tee, mit Jacken, Decken, Socken und Schlafsäcken zu versorgen.

„Wenn die Leute über die Königsstraße laufen und sie sehen Obdachlose, dann sehen sie sie nicht wirklich“, sagt Annette Faenger. Etwa 150 sind es, die in Stuttgart auch im Winter auf der Straße leben, heißt es vom Sozialamt. Diese Menschen, sagt Faenger, seien oft „ganz unten angelangt“ – und trotzdem sei nichts wichtiger, als ihnen mit Respekt zu begegnen.

Annette Faenger ist die achte Protagonistin in unserer Online-Porträt-Serie über Menschen aus der Region. Eine von 610 000 Stuttgartern, von denen wir einige in Audioslideshows vorstellen. In Bild und Tonaufnahmen erzählen sie von dem, was sie tun, zeigen ihre Perspektive auf die Stadt. Ein Bestatter, ein Superheld, eine VfB-Anhängerin. Menschen, die nicht berühmt sind, vielleicht noch nicht einmal etwas Außergewöhnliches tun – und die diese Stadt gerade deshalb prägen, jenseits aller Klischees.

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