Die Berichterstattung über Strafzettel des Unternehmens Park Security vor dem Edeka-Supermarkt in Leinfelden hat hohe Wellen geschlagen. Ein Kunde berichtet über ein Hausverbot. Andere wollen sich gegen die neue Praxis dort wehren – nur wie?

Leinfelden - So hatte sich Alfred Kiess seinen Einkauf nicht vorgestellt. Ein Mitarbeiter der Firma Park Security verpasste ihm einen 30-Euro-Strafzettel, weil er vergessen hatte, auf dem Privatparkplatz von Edeka eine Parkscheibe hinter die Windschutzscheibe zu legen. So ärgerlich, so inzwischen normal in Leinfelden. Was folgte, war freilich alles andere als normal. Kiess geriet erst in einen Streit mit dem Knöllchen-Verteiler und sprach dann andere Kunden an, um sie zu warnen. Die hätten sich dafür bedankt. Aber nicht so der Knöllchen-Verteiler. „Der hat das mitbekommen und mir ein Hausverbot erteilt“, sagt Kiess. Seinen Einkauf solle er künftig woanders erledigen. Unabhängig davon, ob der Mann von Park Security das überhaupt durfte, hob der Filialleiter von Edeka das Hausverbot wieder auf, „worauf der mit einem hochroten Kopf abgezogen ist und weiter Knöllchen verteilt hat“, sagt Kiess.

 

Ob es einen Fremdparker oder Kunden erwischt, ist egal

Die Episode dürfte nur eine von vielen sein, die sich derzeit vor dem Filder-Einkaufszentrum abspielen. Das legen zumindest die vielfältigen Reaktionen auf unsere Berichterstattung zu diesem Thema nahe. Seit rund zwei Wochen werden nämlich Fremdparker, die den Kunden die Parkplätze vor dem Supermarkt wegnehmen, zur Kasse gebeten. Das ist erlaubt, denn es handelt sich um ein Privatgelände. Zuvor waren die entsprechenden Schilder schon wochenlang aufgestellt gewesen. Edeka profitiert davon finanziell aber nicht, sondern nur der Dienstleister Park Security. Was die Reaktion des Knöllchen-Verteilers auf die Hilfsaktion von Alfred Kiess erklärt, schließlich hat er damit dem Mitarbeiter das Geschäft vermiest, und ob dieser einen Fremdparker oder einen Supermarkt-Kunden erwischt, ist ihm erst einmal egal.

Aus Anrufen, die die Redaktion erreichen, den Zuschriften an die Filder-Zeitung, den Kommentaren auf den Facebookseiten von Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten sowie dem Gezwitscher in den sozialen Medien kristallisieren sich zwei Standpunkte heraus: Da sind die, die sich über Edeka ärgern, und die, die sich über die ärgern, die sich über Edeka ärgern. Emotionslos, so scheint es, ist bei diesem Thema kaum jemand.

Fangen wir mit denen an, die sich über Edeka ärgern. Neben Sätzen wie „Seit wann gibt’s denn sowas? Wartet da jemand im Gebüsch nur darauf, dass einer die Parkscheibe nicht einstellt“, fallen auch immer wieder solche, die an den Geldbeutel von Edeka gehen. Viele Kunden wollen den Supermarkt abstrafen, indem sie woanders einkaufen, und rufen andere dazu auf, es ihnen gleich zu tun. „Ich kaufe seitdem da nicht mehr ein“, meint einer und fügt an, bislang dort 600 Euro im Monat ausgegeben zu haben. „In naher Zukunft kann Edeka dann Kartoffeln auf seinem Parkplatz anbauen“, meint ein anderer.

Inzwischen weichen die Fremdparker ins Wohngebiet aus

Dann sind da die, die sich über die ärgern, die sich über die Knöllchen ärgern. Sie verweisen erstens darauf, dass das ein Privatgelände ist und der Eigentümer machen kann, was er will. Andererseits seien die Hinweise groß genug und lesbar angebracht, die Leute würden schlicht vergessen, die Parkscheibe zu benutzen, ergo also selbst schuld sein. „Die Faulheit der Menschen wird eben bestraft und danach groß rumjammern“, meint jemand. „Erinnert mich irgendwie an das Rauchverbot in Gaststätten“, meint ein anderer. „Oh, Schreck war das eine Empörung, heute finden es die meisten gut.“ Ähnlich sieht das der Leserbriefschreiber Manfred Buhl aus Filderstadt. „Wenn sich alle Verkehrsteilnehmer richtig verhalten, ist das Geschäftsmodell von Park Security und anderen ähnlichen Unternehmen bald hinfällig, weil nichts mehr verdient wird.“

Ein Anwohner wiederum kommentiert den jüngsten Artikel zu diesem Thema mit dem Hinweis, dass die Fremdparker ihre Autos nun eben in den umliegenden Straßen abstellen und danach zur Straßenbahn oder zur Arbeit gehen würden. Das sei „sehr schlimm geworden“, schreibt er und fordert städtische Kontrollen im Gebiet.

An Kontrolle ist auch Alfred Kiess gelegen, genauer an der Kontrolle der Kontrolleure. Noch Tage, nachdem er mit dem Knöllchen-Verteiler aneinandergeraten ist, fuchst ihn das so sehr, dass er Helfer sucht, die mit ihm zusammen vor dem Supermarkt andere Kunden warnen wollen. Drei, vier Leute müssten sie schon sein. „Auf dem Parkplatz können wir das aber nicht machen“, sagt er. „Vielleicht an der Zufahrt?“