Seit dem 2. Januar haben zwei gebürtige Inderinnen die Papeterie an der Böblinger Straße übernommen. Wenn der Laden läuft, wollen sie das Angebot erweitern.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Kaltental - Das Geschäft floriert. Gerade ist eine Bahn an der Haltestelle Kaltental angekommen, und schon geht die Tür zu dem kleinen Kiosk mit der angeschlossenen Postagentur an der Böblinger Straße ständig auf und zu. Der eine kauft schnell eine Zeitung, der andere braucht Zigaretten und Fahrscheine. Dann endlich ist Ladenschluss. Für Vaishali Sharma und Shashi Punia Zeit zum Durchatmen.

 

„Das neue Jahr hat für uns arbeitsreich begonnen“, sagt Sharma, die am 1. Januar mit ihrer Freundin das Geschäft in der Ortsmitte übernommen hat. „Es war immer unser Traum, gemeinsam einen Kiosk zu führen“, ergänzt Punia. Eine Bekannte hatte sie darauf aufmerksam gemacht, dass der bisherige Ladeninhaber Thomas Stäbler das Geschäft aus privaten und beruflichen Gründen abgeben will. „Da haben wir zugeschlagen“, sagt die junge Frau.

Bereut haben die zwei gebürtigen Inderinnen, die beide seit Mitte der 90er-Jahre in Deutschland leben, ihre Entscheidung nicht. „Es ist viel Geschäft und gerade am Anfang muss man viel lernen. Aber es macht auch viel Spaß“, sagt Sharma.

Die Arbeit ist ein Vollzeitjob

Derzeit sind die beiden Freundinnen von morgens bis abends in dem kleinen Laden. Mittelfristig haben sie geplant, sich die Arbeit zu teilen. „Dann kann einer vormittags und der andere nachmittags kommen. So hat jeder von uns auch noch Zeit für seine Familie. Doch derzeit ist die Arbeit für einen allein noch zu viel, weil wir noch nicht so routiniert sind“, sagt Punia.

In den vergangenen Wochen hatte es immer wieder Gerüchte gegeben, dass das Geschäft an der Böblinger Straße geschlossen wird. „Nun ist die Freude groß, dass es doch weitergeht. Außer diesem Laden gibt es in Kaltental ja fast nichts mehr“, sagt Sharma.

Doch eine Sache macht den beiden Frauen große Sorge: Der Streit um die zwei Kurzzeitparkplätze unmittelbar vor ihrem Kiosk. Davon, dass die zugunsten des Radwegs weichen sollen (wir berichteten mehrfach), haben die zwei Inderinnen erst vergangene Woche erfahren. „Die Parkplätze sind wichtig für uns. Ich weiß nicht, ob wir überleben können, wenn die gestrichen werden. Und ohne die Parkplätze vor der Tür hätten wir das Geschäft bestimmt auch nicht übernommen“, sagt Punia.

Sie und ihre Kollegin können auch nicht verstehen, warum die zwei Stellplätze weg sollen. „So viele Radfahrer gibt es hier gar nicht. Und diejenigen, die hier unterwegs sind, stört es glaube ich nicht, dass sie ein Stück auf der Straße fahren müssen“, sagt Sharma.

Wenige Radler, viele Autofahrer

Im Gegensatz dazu würden die Stellplätze häufig genutzt. „Die Leute haben wenig Zeit. Die stellen ihr Auto nicht ein Stück weiter weg ab und gehen dann zu Fuß“, sagt Punia. Hinzu komme, dass es auch viele ältere Menschen gebe, die gar nicht mehr so weit laufen könnten. Und natürlich wolle der ein oder andere auch ein schweres Paket bei der Post aufgeben.

Für die beiden Inderinnen hängt viel an dem neuen Laden. Sharma hat ihre Stelle als Lehrerin in Göppingen gekündigt, um den Kiosk zu übernehmen. Punia hat ihren Job als Erzieherin an den Nagel gehängt. „Die Sache muss jetzt funktionieren. Dazu brauchen wir die Parkplätze“, bringt Sharma die Sache auf den Punkt.

Dafür, dass der Laden läuft, wollen sie und ihre Freundin einiges tun. „Wir haben jetzt zum Beispiel auch am Mittwochnachmittag geöffnet“, sagt Punia. Sharma ergänzt: „Wenn wir mehr Routine haben, wollen wir vielleicht auch die ein oder andere Sache im Laden ändern.“ Geplant sei zum Beispiel, künftig auch verschiedene Kaffeespezialitäten und im Sommer Eis anzubieten. Außerdem sollen mehr Schreibwaren und Geschenkartikel in das Sortiment aufgenommen werden.