Nach seinem Tod ist Gotthilf Fischer ein Internet-Held. Seine Aufnahmen von „Freude schöner Götterfunken“ haben nun über 23 Millionen Downloads erzielt, weshalb der im Dezember 2020 verstorbene Chorleiter posthum geehrt wird.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - 27 Jahre lang war sie seine Managerin und hat seit 1974 bei ihm gesungen: Tief berührt ist Esther Müller, dass sie noch immer Post zum Tod von Gotthilf Fischer bekommt. „Die Anteilnahme ist riesengroß“, sagt sie erfreut. Stars der Showbranche haben ihre Verehrung für den am 11. Dezember 2020 im Alter von 92 Jahren verstorbenen Chorleiter persönlich bei ihr ausgedrückt, aber auch viele Musikfans quer durch alle Generationen. „Eine Frau schrieb, Gotthilf würde jetzt mit ihrer Mutter singen“, berichtet die Managerin. Was die Dame damit meint: Fischer dirigiert nun die Engel im Himmel.

 

Wie gern hätten seine Fans und Freunde an einer Trauerfeier für Gotthilf Fischer teilgenommen. Volksmusiker Walter Scholz, ein enger Freund des Verstorbenen, wollte bei der Beerdigung das Lied „Behüt Dich Gott, es wär zu schön gewesen“ auf der Trompete spielen. Dies habe sich Fischer schon vor 20 Jahren von ihm gewünscht. Die Pandemie hat dies verhindert. Die Beerdigung fand im engsten Familienkreis – Fischer hatte zwei Töchter – statt. Esther Müller hofft, dass eine Gedenkfeier mit zahlreichen Chören nachgeholt werden kann, sobald die Corona-Gefahr gebannt ist. „Der Termin dafür ist noch völlig offen, weshalb ich bisher nichts planen kann“, sagt sie.

Sonderedition „Ein Leben für Musik“ erscheint

Klar dagegen ist, dass Gotthilf Fischer eine posthume Ehrung erhält für den Netz-Erfolg, den er mit der Europahymne „Ode an die Freude“ und der Liedzeile „Freude schöner Götterfunken“ erzielt hat. Über 23 Millionen Youtube-Streams sowie Downloads bei Anbietern wie Amazon und Spotify sind mittlerweile von seinen Aufnahmen heruntergeladen worden – nach seinem Tod schnellten die Zahlen noch mal nach oben. Dafür wird er mit Gold und Doppel-Silber posthum ausgezeichnet – wie auch Esther Müller als Produzentin. Weil die Nachfrage nach Fischers Aufnahmen so groß ist, wird die Sonderedition „Ein Leben für Musik“ zum Geburtstag des Chorleiters am 11. Februar erscheinen. Hans Derer, Chef der Winnender Plattenfirma 7us, gibt die CD-Sammlung mit den Lieblingslieder Fischers heraus. Für 500 Titel der Chor-Legende liegen die Rechte bei Derer – und das ist noch lang nicht alles, was Gotthilf Fischer in seinem langen Leben geschaffen hat.

„Ein Gotthilf-Fischer-Museum wäre schön“

Wer „Gott“ bei Google eingibt, landet zwar nicht beim verstorbenen Chorleiter. Sobald man aber noch ein h dranhängt, erscheint, also mit Gotth, sofort Gotthilf Fischer. „Wenn er vom Himmel runterschaut, freut er sich garantiert über die große Anteilnahme nach seinem Tod“, sagt die Managerin Esther Müller. Sein Wunsch wäre es, dass es eines Tages ein Gotthilf-Fischer-Museum gibt oder dass zumindest das Haus der Geschichte Erinnerungen an ihn ausstellt. „Es ist noch zu früh, sich darum zu kümmern“, erklärt die Managerin.

Noch immer ist sie dabei, Beileidsbekundungen zu beantworten. Besonders dankbar ist Esther Müller dem Musiker Roland Bless (einst Pur) und der Radio-Legende Matthias Holtmann, die nach Fischers Tod an ihrer Seite standen.

Gotthilf Fischer ist ein „Klickmillionär“ im Netz

Und jetzt ist Gotthilf auch noch „Klickmillionär“ im Netz, wo sonst eigentlich die Jungen das Sagen haben. Auch wenn die Download-Zahl bei der Europahymne die 23 Millionen übersteigt, heißt das aber nicht, dass Millionenbeträge in der Klasse klingeln. „Pro Download gibt es nicht mal einen Cent“, weiß Produzent Hans Derer. Und dann müssen die Einnahmen noch unter den Erben und den Beteiligten geteilt werden. Auch wenn die Managerin diese Information nicht veröffentlicht: Inzwischen hat es sich herumgesprochen, wo Gotthilf Fischer seine letzte Ruhe gefunden hat. Im Gemeinschaftsgrab mit seiner Frau Hilde Fischer, die 2008 im Alter von 89 Jahren gestorben ist, auf dem Friedhof Beutelsbach.