„Manipulation, Täuschung und Simplifizierung, Verrohung der Sprache“: Klaus-Dieter Lehmann, Präsident des Goethe-Instituts, warnt vor den Attacken der Rechtspopulisten unter anderem auf den Kulturbetrieb.

Berlin - Der Präsident des Goethe-Instituts, Klaus-Dieter Lehmann, hat vor wachsendem Einfluss rechtspopulistischer Strömungen auf den Kulturbetrieb gewarnt. „Unsere Gesellschaft verändert sich zunehmend in lautstarker Auseinandersetzung, in Manipulation, Täuschung und Simplifizierung, in Verrohung der Sprache“, sagte Lehmann am Mittwoch in Berlin zur Eröffnung der Deutsch-Israelischen Literaturtage. „Populistische und politisch extreme Strömungen werden begünstigt und die Gesellschaft gespalten“, sagte Lehmann. „Über die sozialen Medien wird ein Millionenpublikum mit Fake News und Reizworten in schnellem und lautem Wechsel bedient.“

 

Gegen Orte der Vielstimmigkeit

Europa und Deutschland erlebten deutlichen Zulauf zur neuen Rechten, „Ressentiments und Feindbilder entstehen, ausländerfeindliche Politik und Parolen gegen Minderheiten gewinnen Schwungkraft“. Gleichzeitig werde Kultur „schleichend, aber mit einer klaren Ausrichtung“, in den Dienst der nationalen Erzählung gestellt, sagte Lehmann unter Hinweis auf Beispiele etwa aus Ungarn oder Polen.

In Deutschland hätten Rechtspopulisten zwar noch keine Regierungsbeteiligung, hinterfragten aber die Zulässigkeit von Fördergeldern für Kunstprojekte, die sich gegen Rassismus einsetzten, oder beantragten Kürzungen bei Theatern. „Es ist eine strikte Position gegen das Theater oder das Museum als kritischen Raum für Diskurse und Vielstimmigkeit“, kritisierte Lehmann.

Lauter, immer lauter?

Gleichzeitig forderte Lehmann Fähigkeit zum Diskurs. „Kultur ist immer auch Auseinandersetzung. Die muss geführt werden, mit Argumenten und Offenheit. Es darf keine Tabuisierung der Gedankenfreiheit geben.“

Das Erstarken rechtspopulistischer Politik steht im Zentrum der Literaturtage von Goethe-Institut und Heinrich-Böll-Stiftung, die am Sonntag mit einem zweiten Tag enden. Dabei widmen sich Autorinnen und Autoren aus Deutschland, Israel und Österreich unter dem Motto „Lauter, immer lauter?“ dem Populismus und der Polarisierung.