Claus Vogt, der Präsident des Fußball-Zweitligisten VfB Stuttgart, ist enttäuscht über die letzten Auftritte seines Clubs und hofft, dass der Fußball aus der Corona-Krise seine Lehren zieht.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Stuttgart - Dass der Fußball mit seiner zügigen Rückkehr in den Spielbetrieb eine Sonderrolle einnimmt und für viele Fans und Beobachter deshalb mitunter als entrückt gilt, dass sieht auch der VfB-Präsident Claus Vogt so. „Absolut entrückt. Der Fußball entfernt sich immer mehr von der Basis, er erhöht sich vielleicht ein Stück weit selbst. Das ist eine Blase, die natürlich platzen kann, und wünsche mir das aufgrund der aktuellen Situation ein Umdenken stattfindet“, sagt der VfB-Chef in der Sendung „Sport im Dritten“. Vielleicht habe der Fußball gar nicht gemerkt, welch verbindende Kraft er haben könnte. „Wenn wir diese Punkte nicht jetzt diskutieren, wann dann?“, fragt Vogt, der ehrliche Gespräche mit den Fans und den Verbänden ankündigt.

 

Schlecht gestartet

Auch den VfB-Präsidenten hat die Niederlage seines Clubs in Kiel indes mitgenommen. „Natürlich macht es mich traurig, wenn wir so auftreten und so spielen, und natürlich bin ich auch enttäuscht, wenn wir nicht gewinnen“, sagte Vogt. Man habe sich die Rückkehr auf den Platz anders vorgestellt – nun stehen aber zwei Niederlagen zu Buche. „ Ärgerlich, wir sind nicht gut rausgekommen aus der Krise – und das jetzt bei wichtigen Spielen, ich bin schon enttäuscht“, meinte der VfB-Präsident.

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Personal steht aber nach den beiden Niederlagen nicht zur Debatte – in dieser Hinsicht war der VfB Stuttgart in den vergangenen Jahren eher nicht zimperlich. „Wir wollen jetzt mal auf Ruhe und Kontinuität setzen“, sagte Vogt, der dem VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo aufmunternde Worte geschrieben habe, nach dem Motto: „Kopf hoch, es geht weiter.“ Es seien gerade schwere Zeiten, mit denen niemanden gerechnet habe. Doch finanziell sieht der Präsident den Club gerüstet – trotz Corona-Krise. „Wirtschaftlich sind wir am rechnen, aber wenn wir Schwaben in Stuttgart was können, dann ist das rechnen. Da gibt es wahrscheinlich andere Vereine, die früher Probleme bekommen werden als wir. Wir haben da unsere Hausaufgaben gemacht“, beruhigt Claus Vogt, der hofft, dass der Verein jetzt auch sportlich wieder zurück in die Spur findet. „Es ist noch nichts verloren, wir sind noch in Schlagweite zum HSV. Nicht verrückt machen lassen, Ruhe bewahren, vielleicht haben wir dann wieder ein Spiel, in dem wir das notwendige Glück haben und in Führung gehen“, sagt der Präsident.

Kein Freund des Videobeweises

Den Einspruch des VfB Stuttgart gegen die Elfmeterentscheidung aus dem Spiel in Wiesbaden hat der VfB-Boss noch einmal gerechtfertigt. „Ich bin grundsätzlich kein Freund des Videobeweises“, so Vogt. „Bei dem Widerspruch wollten wir einfach mal zeigen, dass die Entscheidung im Keller gefällt wurde und nicht auf dem Platz, was ich grundsätzlich schade finde.“ Der Schiedsrichter auf dem Rasen solle künftig wieder mehr entscheiden. Durch den Videobeweis werde „unheimlich viel Emotion aus dem Stadion herausgenommen“.

Auf das Spiel gegen den HSV am Donnerstag freut sich Claus Vogt derweil. „Wir können in diesem Spiel relativ viel wieder gutmachen. Anderseits ist es total schade, dass so ein wichtiges Spiel ohne zwölften Mann stattfindet, also ohne Fans bei uns zu Hause.“ Das sein definitiv kein Vorteil für den VfB.