Bei der Mitgliederversammlung im Juli hielt er eine viel beachtete Rede. Nun mischt sich Rainer Adrion auch in das Rennen um eine Kandidatur für die Wahl zum neuen Präsidenten des VfB Stuttgart ein. Wir sagen, wie.

Stuttgart - Die Bewerber um das Präsidentenamt beim VfB Stuttgart haben ihr Interesse und ihre Unterlagen fristgerecht im Clubheim hinterlegt – doch geht die Arbeit jetzt erst richtig los. Es ist in allen Lagern die Zeit der Hintergrundgespräche, der Geheimtreffen und der Feinarbeit am jeweiligen Konzept. Schließlich soll der eigene Name nicht fehlen, wenn der Vereinsbeirat am 7. November die beiden Kandidaten für die Wahl am 15. Dezember verkündet.

 

Auch der Böblinger Unternehmer Claus Vogt, der seine Bewerbung frühzeitig öffentlich gemacht hat, beschäftigt sich in diesen Tagen fast rund um die Uhr mit seinem Herzensclub. Als wichtiges Etappenziel kann es der 50-Jährige nun betrachten, dass er von einem Mann unterstützt wird, der seiner Kampagne zusätzliches Gewicht verleihen dürfte: von Rainer Adrion (65), dem langjährigen Spieler, Trainer und Nachwuchschef des VfB, der bei vielen Fans hohes Ansehen genießt.

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Mit seinem Auftritt bei der denkwürdigen Mitgliederversammlung Mitte Juli und seiner Spitze in Richtung Wolfgang Dietrich („Die Frage ist, ob Sie sich immer an die Regeln halten“) hatte Adrion nicht unwesentlich zum Rücktritt des Präsidenten beigetragen (den er ursprünglich gar nicht gefordert hatte). Direkt danach tauschte er sich erstmals mit Vogt aus, in den Wochen darauf wurden die Gespräche vertieft. Die Chemie stimmte – weshalb Adrion nun dem Mitbewerber Guido Buchwald einen Korb gegeben und sich lieber Vogt angeschlossen hat. „Wir beide verfolgen den gleichen Ansatz“, sagt das VfB-Urgestein. Dazu gehört vor allem, dass sie die Rechte der Mitglieder und die Sportkompetenz im Aufsichtsrat stärken wollen.

Adrion will mit Vogt in den Aufsichtsrat

Wie die Zusammenarbeit zwischen dem Unternehmer und dem Ex-Fußballer konkret aussehen könnte? Claus Vogt wäre im Falle seiner Wahl mit seinem Netzwerk in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft das Oberhaupt der 70 000 Vereinsmitglieder; Adrion würde mit seiner Sportexpertise gerne neben dem Präsidenten einen Posten im Aufsichtsrat der AG übernehmen und die Arbeit des Vorstands kontrollieren. „Genau das hat in den vergangenen Jahren nicht funktioniert“, sagt Adrion: „Es gibt zig Beispiele, die im sportlichen Bereich schiefgegangen sind, sonst wäre der VfB nicht zweimal mit den Profis und zweimal mit der zweiten Mannschaft abgestiegen.“ Künftig müsse man die Dinge stärker „im Team und ohne Eitelkeiten regeln“.

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Fragt sich nur, ob das die derzeit handelnden Personen beim VfB genauso sehen. Adrion hat Zweifel. Einerseits würde er sich mehr Transparenz und weniger Konspiration beim Auswahlverfahren der beiden Kandidaten wünschen: „Die Mitglieder haben das Recht darauf, vollumfänglich über die Konzepte der einzelnen Bewerber informiert zu werden.“

Andererseits bereitet ihm Sorge, dass der VfB womöglich noch vor der Wahl des Vereinspräsidenten einen Vorstandsvorsitzenden der AG engagieren will, mit dem der neue Clubchef und Aufsichtsrat dann zurechtkommen müssten. „Leider verdichten sich die Anzeichen, dass es so kommen wird“, sagt Adrion. Da es keine Vakanzen in der sportlichen Führung gebe und auch keine Transferperiode bevorstehe, sähe er in einem solchen Vorgehen der aktuellen Clubführung nur einen Zweck: „Das wäre eine Machtdemonstration gegen neue Strukturen.“