Prostatakrebs ist für Männer eine schlimme Diagnose, und dazu noch eine häufige. Doch er ist gut therapierbar. Welche Präventionsmaßnahmen helfen?

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Jährlich werden in Deutschland rund 70 000 Neuerkrankungen diagnostiziert. Wie auch bei anderen Krebsarten nimmt das Risiko mit dem Alter zu. Wir erklären, was man über Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten wissen sollte.

 

Was ist Prostatakrebs?

Die Prostata, in der sich die Harn- und Samenwege kreuzen, ist bei jungen Männern etwa kastaniengroß und umschließt den oberen Teil der Harnröhre. Oft vergrößert sich die Prostata im Alter, was zu Beschwerden beim Wasserlassen und beim Samenerguss führen kann. Anders als bei der normalen altersbedingten Vergrößerung der Prostata, kommt es beim Prostatakrebs zur krankhaften Wucherung von Prostatazellen. Die genauen Ursachen sind noch nicht restlos aufgeklärt. Diskutiert werden unter anderem bestimmte Entzündungsprozesse im Körper.

Nach Angaben der Deutschen Krebshilfe können mehrere Faktoren das Risiko einer Prostatakrebserkrankung erhöhen. Genannt werden ein hohes Alter, bestimmte Ernährungsweisen und eine familiäre Belastung, auf die das gehäufte Auftreten der Krankheit bei nahen Verwandten hinweist. „Testosteron und häufiger Geschlechtsverkehr beeinflussen dagegen das Erkrankungsrisiko nicht“, heißt es weiter.

Typische Symptome von Prostatakrebs

Die meisten Prostatakarzinome wachsen nur relativ langsam. Im Frühstadium haben Betroffene in der Regel daher keine Beschwerden. Es gibt auch keine typischen Prostatakrebssymptome. Dennoch sollten insbesondere ältere Männer auf einige Veränderungen achten, die auf eine Krebserkrankung hindeuten können. Die Deutsche Krebshilfe nennt hier unter anderem Harndrang, Brennen beim Wasserlassen, Blut im Urin oder im Sperma sowie Erektionsstörungen.

„Bei Vorliegen dieser Störungen, insbesondere bei Männern über 45, ist abzuwägen, ob ein Prostatakarzinom ausgeschlossen werden sollte“, schreiben die Experten. All diese Symptome können aber auch die Folge einer gutartigen altersbedingten Prostataveränderung sein. Erst in späteren Stadien treten Schmerzen in der Prostata selbst auf. Hinzu kommen Probleme bei der Blasen- und Darmentleerung oder Ischias-ähnliche Schmerzen, die etwa durch Metastasen in der Wirbelsäule entstehen.

Prostatakrebs – die Diagnose

Je früher ein Prostatatumor erkannt wird, desto größer sind die Heilungschancen. Ärzte und Krankenkassen betonen deshalb, wie wichtig die Früherkennung ist. Bei Männern beinhalten die Vorsorgeuntersuchungen ab dem 45. Lebensjahr auch eine Untersuchung der Prostata. Allerdings gehört zum normalen Programm nur das Abtasten vom Mastdarm aus, bei dem sich nur größere Veränderungen erkennen lassen. Zusätzlich kann man einen sogenannten PSA-Test machen lassen, den die Kassen nicht bezahlen. PSA steht für prostataspezifisches Antigen – es handelt sich um Protein, das nur in den Drüsenzellen der Prostata produziert wird.

Beim PSA-Test wird die Konzentration dieses Proteins im Blut gemessen. Hohe PSA-Werte können auf eine Prostatakrebserkrankung hinweisen, können aber auch andere Ursachen haben. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) nennt hier unter anderem Prostata- oder Harnwegsentzündungen, gutartige Prostatavergrößerungen, einen Samenerguss kurz vor der Untersuchung oder Druck auf die Prostata etwa durch Fahrradfahren oder Tastuntersuchungen. Der PSA-Wert eignet sich daher nicht als alleiniges Kriterium für die Diagnose und kann Studien zufolge auch zu unnötigen und belastenden Behandlungen führen.

Weitere Anhaltspunkte für ein mögliches Prostatakarzinom können bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) liefern. Zur zweifelsfreien Diagnose ist jedoch in aller Regel eine sogenannte Stanzbiopsie nötig, bei der Prostatagewebe entnommen und auf Krebszellen untersucht wird.

Therapieansätze – was gegen Prostatakrebs hilft

Die Wahl der Therapie hängt von mehreren Faktoren ab – insbesondere vom Stadium und der Wachstumsgeschwindigkeit des Tumors sowie vom Alter des Patienten. Bei langsam wachsenden Niedrigrisiko-Tumoren kann eine Behandlung zunächst oft unterbleiben, wodurch den Betroffenen potenzielle Nebenwirkungen wie Inkontinenz oder Erektionsstörungen erspart bleiben. In solchen Fällen empfiehlt die deutsche Krebsgesellschaft die sogenannte aktive Überwachung, bei der in regelmäßigen Zeitabständen die Entwicklung des Tumors kontrolliert wird. Bei bösartigen Tumoren, die lokal auf die Prostata beschränkt sind, kann eine vollständige Entfernung der Prostata (Prostatektomie) sinnvoll sein. Hat der Krebs bereits gestreut, folgt im Anschluss an eine Operation oft eine Strahlentherapie, um das Rückfallrisiko zu senken.

Strahlentherapien werden häufig auch als alleinige Behandlung eingesetzt. „Bei Prostatakrebs mit niedrigem Risiko sind die Strahlentherapie und die Operation gleichwertige Behandlungsmethoden“, schreibt die Deutsche Krebsgesellschaft. Dabei unterscheidet man zwischen einer Bestrahlung der Prostata von außen und einer von innen, bei der eine Strahlenquelle in die Prostata eingesetzt wird. In fortgeschrittenen Stadien können auch Hormon- und Chemotherapien eingesetzt werden.

Da jede Behandlung Nebenwirkungen mit sich bringen kann, die sich erheblich auf die Lebensqualität auswirken, sollten sich Betroffene ausführlich beraten lassen. Dank besserer Diagnose- und Therapiemöglichkeiten sind die Überlebenschancen nach einer Prostatakrebsdiagnose in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Nach Angaben des Deutschen Krebsregisters liegt die relative Fünf-Jahres-Überlebensrate inzwischen bei knapp 90 Prozent.

Was vorbeugend wirkt

Die Deutsche Krebsgesellschaft verweist auf neuere Forschungsergebnisse, wonach eine ausgewogene Ernährung, ein gesundes Körpergewicht und regelmäßige körperliche Bewegung bei der Vorbeugung von Prostatakrebs eine wesentliche Rolle spielen. „Legen Sie bei der Ernährung besonderen Wert auf eine ausgewogene Kost mit viel Obst und Gemüse und wenig tierischen Fetten aus Fleisch und Wurst“, empfehlen die Experten.

Wurde bei männlichen Blutsverwandten wie Großvater, Vater, Onkel oder Bruder vermehrt Prostatakrebs festgestellt, kann auch ein erhöhtes erbliches Risiko für diese Erkrankung vorliegen. In diesem Fall sind Vorsorgeuntersuchungen besonders wichtig. „Allerdings tritt nur ein relativ kleiner Teil aller Prostatakarzinome familiär gehäuft auf“, so die Krebshilfe.