Mit ungewöhnlich scharfen Worten hat Papst Benedikt XVI. Initiativen von Priestern zur Abschaffung des Zölibats und zur Öffnung des Priesteramts für Frauen kritisiert.

Rom - Mit ungewöhnlich scharfen Worten hat Papst Benedikt XVI. Initiativen von Priestern zur Abschaffung des Zölibats und zur Öffnung des Priesteramts für Frauen kritisiert. In seiner Predigt zum Gründonnerstag warf er den Priestern Egoismus und Ungehorsam vor. Zudem stellte er ihre Motive infrage. Sie machten sich nicht Sorgen um die Kirche, sondern unternähmen einen verzweifelten Versuch, „die Kirche in Übereinstimmung mit ihren eigenen Neigungen und Vorstellungen zu verändern“.

 

Hintergrund der päpstlichen Vorwürfe sind Aufrufe wie die der 2006 gegründeten österreichischen Pfarrer-Initiative, die zur Erneuerung der Kirche, zur Abschaffung des Zölibats und zur Weihe von Frauen zu Priesterinnen auffordert, um dem Nachwuchsmangel zu begegnen. Im Juni vergangenen Jahres drohten sie dann gar mit Abspaltung. Da der Vatikan sich weigere, ihre Beschwerden anzuhören, bleibe ihnen keine andere Wahl, als ihrem Gewissen zu folgen und unabhängig zu handeln. In ihrem sogenannten Aufruf zum Ungehorsam kündigten sie an, Frauen predigen zu lassen, öffentlich für verheiratete Priester werben zu wollen und Eucharistiefeiern ohne Priester abhalten zu wollen.

Pfarrer-Initiative will über Worte Benedikts nachdenken

Der Leiter der Pfarrer-Initiative spielte die strengen Worte Benedikts in einer Stellungnahme herunter. Der Papst habe lediglich um eine Rückbesinnung darüber gebeten, ob die Kirche durch Ungehorsam erneuert werden könne, sagte Hellmut Schüller. Dabei habe das Kirchenoberhaupt nicht verboten, was andersdenkende Priester tun oder befürworteten. Die Mitglieder der Initiative würden über die Worte Benedikts nachdenken. Das sei Teil eines Dialogs, den er mit den österreichischen Bischöfen anstoßen wolle. Eine Abspaltung von der Kirche werde nicht angestrebt. Mit Blick auf eine angestrebte Erneuerung der katholischen Kirche sieht sich Schüller durch die Basis der katholischen Kirche bestätigt. Die in dem Aufruf zum Ungehorsam formulierten Positionen spiegelten mehr und mehr den Willen gewöhnlicher Katholiken wieder, erklärte er.

Der Pfarrer-Initiative gehören derzeit nach eigenen Angaben mehr als 300 österreichische Priester und Diakone an. Unterstützer hätten sie auch in anderen Ländern, heißt es. Der Einfluss wurde zuletzt offenbar so groß, dass die österreichischen Bischöfe im Januar mit Vertretern des Vatikans zusammenkamen, um sich Rat zu holen, wie sie mit der Gruppe umgehen sollten. Bislang verhängten weder der Vatikan noch der Erzbischof von Wien, Kardinal Christoph Schönborn, Sanktionen gegen sie.