Gerade erst gab es fünf Europäische Filmpreise und eine Nominierung für den Golden Globe. Doch auch die Oscar-Akademie in Hollywood ist offenbar scharf auf den deutschen Erfolgsfilm „Toni Erdmann“. Ist Regisseurin Maren Ade am 26. Februar in der Oscar-Gala dabei?

Kultur: Tim Schleider (schl)

Los Angeles - Der deutsche Film „Toni Erdmann“ hat eine weitere Hürde auf dem Weg zum Oscar genommen: Die Academy of Motion Picture Arts and Sciences in Los Angeles hat am Donnerstag (Ortszeit) ihre Shortlist in der Kategorie „Bester nicht-englischsprachiger Film“ veröffentlicht – und Maren Ades Erfolgskomödie aus Deutschland ist dabei. Neun Werke aus aller Welt haben nun Aussichten, am 24. Januar zu den fünf tatsächlich Nominierten zu gehören. Und da am vergangenen Montag der US-Verband der Auslandspresse „Toni Erdmann“ bereits für seine Golden Globes nominiert, sind sich Beobachter recht sicher, dass Ade am 26. Februar auch bei der Verleihung der Oscars starten wird.

 

Der Film mit den beiden Hauptdarstellern Peter Simonischek und Sandra Hüller beschreibt die schwierige Beziehung zwischen einer ehrgeizigen Unternehmensberaterin und ihrem stets zu Scherzen aufgelegten Vater, einem Sozialromantiker der 68-er Generation. Dieser versucht, unter dem Namen Toni Erdmann und mit Perücke und falschen Zähnen das Herz seiner Tochter zurückzugewinnen, geht dieser bei ihrer Arbeit in Rumänien damit aber viel mehr auf die Nerven.

Gerade eben gab es schon fünf Europäische Filmpreise

Im Mai war die 40-jährige Regisseurin und Produzentin Maren Ade (gebürtig aus Karlsruhe) mit „Toni Erdmann“ im Wettbewerb des Filmfestivals von Cannes angetreten. Der Film wurde von Kritikern und Publikum bejubelt; gerade amerikanische Fachjournalisten schrieben geradezu enthusiastisch über den „ganz neuen leichten und ironischen Ton aus Deutschland“. Bei den Preisen ging er in Cannes zwar zur Überraschung aller Beobachter leer aus, doch in den Kinos wurde er zum Erfolg. Allein in Deutschland sahen bisher rund 800 000 Zuschauer „Toni Erdmann“, das ist für eine deutsche Produktion weit über dem Schnitt. Aber auch in Frankreich, Österreich und anderen europäischen Ländern wurde Ades Werk gelobt. Am vergangenen Wochenende erntete sie beim Europäischen Filmpreis in Breslau gleich fünf Auszeichnungen (für Film, Regie, Drehbuch und die beiden Hauptdarsteller Sandra Hüller und Peter Simonischek). Kurz darauf kam dann mit der Globe-Nominierung die nächste Erfolgsmeldung.

Als größte Konkurrenten für Maren Ade im Globe- und Oscar-Rennen gelten der Thriller „The Salesman“ aus dem Iran (von Asghar Faradi, der bereits 2012 einen Oscar gewann), die Komödie „Ein Mann namens Ove“ aus Schweden (von Hannes Holm), das Drama „Einfach das Ende der Welt“ aus Kanada (von Xavier Dolan; der Film läuft ab 29. Dezember in den deutschen Kinos) und das Weltkriegsdrama „Unter dem Sand – Das Versprechen der Freiheit“ aus Dänemark (von Martin Zandvliet).