An der falschen Stelle zu sparen, kann teuer werden – das gilt bei Solar-Wechselrichtern gleichermaßen für Hersteller wie Kunden, kommentiert StZ-Autor Andreas Müller.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Wer eine Solaranlage kauft, will keine bösen Überraschungen erleben. Es ist eine beachtliche Investition auf einen langen Zeitraum – da muss man auf die Technik vertrauen können. Was jetzt von zwei chinesischen Wechselrichter-Herstellern bekannt wird, ist nicht dazu angetan, solches Vertrauen zu stärken. Sie haben in Deutschland Geräte verkauft, von denen weitaus mehr elektromagnetische Störstrahlung ausgeht als erlaubt. Noch wurden zwar keine konkreten Störungen bekannt; doch diese könnten theoretisch so gravierend ausfallen, dass die Solaranlagen stillgelegt werden müssten.

 

Heraus kam der Verstoß offenbar nur, weil die deutsche Konkurrenz wachsam war und die zuständige Behörde ihren Argwohn durch Messungen bestätigt fand. Deren Ergebnisse waren wohl so eindeutig, dass den beiden Firmen – Huawei und Sungrow – nichts anderes übrig blieb, als den Verkauf umgehend zu stoppen. Kleinlaut geloben sie nun Besserung, wollen die regelwidrigen Geräte nachrüsten und fortan neue, vorschriftskonforme Wechselrichter verkaufen.

Geld gespart, Reputation verloren

Die beiden Hersteller bestreiten zwar, dass sie gezielt bei der Technik gespart hätten, um die Kosten zu senken. Doch manches spricht für die Vermutung deutscher Firmen, dass genau dies der Hintergrund der Probleme ist. Seit längerem leiden sie darunter, dass „die Chinesen“ ihnen mit einer aggressiven Preispolitik Marktanteile abjagen wollen. Dagegen ist grundsätzlich nichts zu sagen, solange es fair zugeht. Alle Mitspieler müssen die Spielregeln einhalten, nicht nur manche.

Wer bei Verstößen erwischt wird, schneidet sich letztlich ins eigene Fleisch. Der Schaden bei der Reputation dürfte größer sein als die Einsparungen durch die unzureichende Technik. Die regeltreuen, aber etwas teureren Hersteller könnten am Ende sogar die Gewinner sein – weil man ihnen vertraut. Lieber ein paar Euro mehr auszugeben als an der falschen Stelle zu sparen: Das könnte für Verbraucher, die eine Solaranlage kaufen wollen, die Lehre aus der Geschichte sein.