Im Wunnebad kann jetzt auf einer Kunststoffbahn Schlittschuh gelaufen werden. Sie soll Energie sparen und die Kufensaison verlängern. Doch nicht jeder mag sich mit dem Belag anfreunden.

Die aufblasbaren Pinguine am Wegesrand waren die Einzigen, die Pudelmützen und Schals trugen. Bei sommerlichen Temperaturen um die 25 Grad wurde am Samstag eine eisfreie Schlittschuhbahn in Winnenden eröffnet. Im T-Shirt drehten die ersten Besucher ihre Kurven auf der neuen Kunststoffbahn auf der Baustelle im Wunnebad. Echtes Eis gibt es jetzt nur noch zum Schlecken am Stiel oder im Becher. Im Angesicht der Energiekrise haben die Stadtwerke nach mehr als 20 Jahren das Kufenvergnügen auf gefrorenem Untergrund für beendet erklärt.

 

In Winnenden ist also das Ende der Eiszeit erreicht. Künftig wird nur noch auf Kunststoff geglitten. „Wir sparen damit viel Energie, rund 300 000 Kilowattstunden pro Saison“, sagt Leila Darwiche, die Pressesprecherin der Stadtwerke Winnenden. Dass die Kühlgeräte im alten Eispark in die Jahre gekommen sind, das Kühlmittel teuer und außerdem schwer zu beschaffen ist, hat den Umstieg von Eis auf Kunststoff zudem erleichtert. „Es wären große Investitionen nötig gewesen“, sagt Leila Darwiche. Umwelttechnisch, so die Sprecherin, sei der Umstieg auf Kunststoff problemlos. „Die Teilchen sind schwer und antistatisch. Die Fasern fliegen nicht durch die Luft, sondern sinken zu Boden.“ Alle eineinhalb bis drei Stunden, je nachdem, wie groß der Andrang auf der Fläche sei, werde die Fläche gefegt und abgesaugt. „Mit einem haushaltsüblichen Staubsauger“, sagt Leila Darwiche.

Ein normaler Staubsauger reinigt die Fläche

Dass die Kunststoffbahn die Schlittschuhsaison von Anfang November bis 31. März verlängert, sei ein netter Nebeneffekt der neuen Technik, so die Stadtwerke-Sprecherin. „Die Eisbahn wurde sonst erst nach den Herbstferien eröffnet und Ende Februar wieder geschlossen.“ Die Kühlaggregate hätten ab Außentemperaturen von zwölf Grad das Eis nicht ausreichend herunterkühlen können. „An einem Tag wie diesem hätten wir die Eisbahn nicht aufmachen können.“

Logistisch sei die Schlittschuhbahn auf der Wunnebad-Baustelle eine Megaherausforderung, sagt Leila Darwiche: „Aber alle Probleme wurden gelöst, auch die mit den Laufwegen und dem Aufenthaltsbereich.“

Der Andrang zum Auftakt am Samstag war noch überschaubar. Wofür wohl hauptsächlich das sommerlich anmutende Wetter verantwortlich war. Rund 150 Schlittschuhläuferinnen und -läufer drehten ihre Runden zu Livemusik der Coverband Bass 7 und einer Lightshow. Auch der neunjährige Ali. Er ist Eishockeyfan, aber das Gleiten auf Kunststoff gefällt ihm gut. „Es ist super“, sagt er in einer Fahrpause. „Für Anfänger und Kinder ist der Belag viel besser als Eis. Der Kunststoff ist nicht so glatt und rutschig, deshalb tun sie sich leichter, und es macht ihnen auch mehr Spaß“, erklärt Leila Darwiche.

Fahren wie mit angezogener Handbremse

Für erfahrene Kufenkünstler, die gekonnt übers Eis flitzen, ist das allerdings ein klarer Nachteil. „Es ist wie Autofahren mit angezogener Handbremse“, sagt Tobias Beyerlein aus Backnang nach den ersten Testrunden auf Kunststoffbelag auf dem Gelände des Wunnebads. Auf dem Untergrund gleite man einfach nicht so gut, ergänzt Julia Luchs aus Auenwald. „Es fühlt sich deshalb auch nicht so gut an wie auf Eis.“ Max Witte nickt zustimmend. Der Backnanger findet es schade, dass es immer weniger Eisbahnen gibt, auf denen er seine T-Blade-Schlittschuhe ausfahren kann, die besonders gute Fahreigenschaften besäßen. „Wir sind früher oft nach Ludwigsburg gegangen, aber die fahren jetzt auch auf Kunststoff. Wir werden künftig wohl auf die Eishallen in Heilbronn, Pforzheim oder auf der Waldau ausweichen.“

Der Belag werde bald schon gleitfähiger sein, meint derweil Leila Darwiche. „Es dauert zwei, drei Tage, bis die Fläche richtig eingefahren ist.“ Die Entscheidung gegen echtes Eis und für Kunststoff hält sie für richtig und vernünftig. „Nicht nur wegen den Energiekosten, sondern auch wegen des laufenden Unterhalts.“ Auf die „synthetische Eisbahn“ habe der Hersteller zehn Jahre Garantie gegeben, sagt Leila Darwiche.