Die sonntägliche Wutrede des VfB-Trainers Bruno Labbadia hat bundesweit ein riesiges Echo ausgelöst. Fast alle Zeitungen in Deutschland haben berichtet. Ein Überblick.

Stuttgart - Die Wutrede des VfB-Trainers Bruno Labbadia ist bundesweit von fast allen Zeitungen aufgegriffen worden. Ein Überblick.

 

„Süddeutsche Zeitung“: Der junge Wilde. Bruno Labbadia überrascht mit einer Wutrede. Beim ersten Hören klingt sie wie eine reine Medienschelte – es sind aber auch ein paar Hinweise an die Vereinsführung enthalten. Er hat zum 1001. Mal betont, dass er eine Etatsenkung von knapp 20 Millionen mitgemacht habe. In Labbadia hat sich offenbar der Eindruck verfestigt, dass er es in dieser Stadt ohnehin keinem mehr recht machen kann, dass er „immer die Schulde“ hat, wie Trapattoni sagen würde.

„Frankfurter Allgemeine Zeitung“: Bruno Labbadia machte den Eindruck, als habe er die Ansprache vorbereitet. Von einer Kurzschlusshandlung wie damals bei Rudi Völler kann demnach nicht die Rede sein. Also – keine mildernden Umstände für Labbadia. Er wollte etwas loswerden, aber er richtete seine Worte an alle – und damit zu 99 Prozent an die Falschen. Dass er die Unmutsäußerungen überhaupt so nah an sich herankommen lässt, wirft die Frage auf, ob er die richtige Konstitution hat, um langfristig erfolgreich als Trainer arbeiten zu können.

„Bild“: Ist Labbadia nach der Wutrede am Ende? Wie reagiert die Clubführung darauf? In der Vergangenheit hielten andere Trainer ähnliche Wutreden – und verloren kurz danach ihren Job.

„Die Welt“: Das klang in diesem Augenblick fast so, als würde Labbadia den ganzen Kram in Stuttgart hinwerfen wollen. Da kann man bei „Labbatoni“ auf einiges gefasst sein. Die Verantwortlichen bei den Schwaben haben selbst die größte Schuld an dieser Entwicklung.

„Tagesspiegel“: Oft waren es Fragmente von Sätzen, die Labbadia von sich gab. Der wahre Grund für seine Wut ist ein Kommunikationsproblem zwischen der Vereinsführung und der sportlichen Leitung. Gespräche über die grundsätzlich verschiedenen Strategien finden nicht statt. Das zeigt, wie tief die Gräben in Stuttgart mittlerweile geworden sind.

„Schwäbische Zeitung“: Labbadia fühlt seine Arbeit nicht gewürdigt und verweist darauf, unter welch schwierigen Rahmenbedingungen er arbeiten muss. Aber seine Probleme sind hausgemacht: Nicht die Medien, sondern sein Präsidium fordert weiter einen Europapokalplatz, auch die Fans haben andere Ansprüche. Zumindest ein Heimsieg im Monat wäre schön. Klagen gegen den Geizkurs des Clubs kann Labbadia höchstens intern.

„Berliner Zeitung“: Ob Labbadia mit seinem Vorstoß gut beraten war, ist überaus zweifelhaft. Sein vulkanischer Ausbruch hat nun dafür gesorgt, dass auch das evidente Führungsproblem des in sich zerrissenen Clubs sich von Neuem offenbart. Denn dass so vehement gespart werden musste, wie Labbadia beschrieb, hat ihm und Sportchef Fredi Bobic gleichermaßen missfallen.

„Münchner Merkur“: Als Spieler, schrieb Titan Kahn in seinem Blog, habe er Trainer geschätzt, die sich von öffentlichem Druck nicht provozieren ließen und immer die Ruhe bewahrten. Diese Ruhe übertrage sich immer auch auf die Mannschaft. „Deshalb hat sich Labbadia mit der Wutrede keinen Gefallen getan. Auch nach der berühmten Rede von Trapattoni tauchte ganz zwangsläufig die Frage auf, ob ein Trainer, der sich selbst nicht im Griff hat, seine Mannschaft im Griff haben kann“, schrieb Kahn.

„Hamburger Abendblatt“: Als Labbadia seinem Ärger Luft gemacht hatte, tauchte die Frage auf: Wie lange geht das noch gut mit dem Trainer und dem VfB? Alles scheint möglich – sogar ein baldiger Rücktritt des Trainers.