Interessiert und engagiert sind auch andere Männer um die 70. Doch Prinz Charles ist noch dadurch gekennzeichnet, dass er König werden soll. Dass er einen Gang zurückschalten wird, glaubt seine Frau Camilla nicht.

London - Prinz Charles wirkt beschäftigt. Der britische Thronfolger wird am Mittwoch 70 Jahre alt und hat noch immer viele Dinge, die ihn auszeichnen. Er ist wohlhabend, äußerst aktiv in Angelegenheiten, die ihm viel bedeuten und wird bald zum vierten Mal Großvater. Seine neue Schwiegertochter Meghan soll im Frühjahr ein Kind zur Welt bringen. Mit diesen Aspekten, die andere Männer um die 70 sicherlich auch so kennen, ist ein Schicksal verbunden, das Charles besonders hervorhebt: Er soll König werden. Diese Rolle bekommt er automatisch, wenn seine 92-jährige Mutter Königin Elizabeth II. eines Tages stirbt.

 

Dann wird Charles an die verfassungsmäßige Vorschrift gebunden sein, dass der britische Monarch nicht versucht, die Politik zu beeinflussen. Solange er noch Thronfolger ist, darf sich Charles nach Lust und Laune für Maßnahmen gegen den Klimawandel öffentlich einsetzen, Biolandwirtschaft unterstützen und gegen genetisch veränderte Feldfrüchte eintreten.

Gleichzeitig übernimmt er verstärkt Aufgaben der Königin und leitet die Wohltätigkeitsorganisation The Prince’s Trust, die er vor 42 Jahren gründete. Sie hat Hunderttausenden junger Briten geholfen.

Ist der besondere Geburtstag am Mittwoch ein Zeichen, dass Charles nicht mehr so viel unternehmen sollte? Seine Frau, Herzogin Camilla, hält das für unmöglich. „Ich denke nicht, dass er denkt, er sei 70“, schrieb Camilla in einem Geburtstagsbeitrag im „Telegraph Magazine“. „Ich denke, es ist für ihn nur eine Zahl. Er wird auf keinen Fall langsamer machen. Sie müssen scherzen.“ 70 Jahre sei „nicht sehr alt, aber es ist alt. Du musst etwas langsamer machen“, schrieb sie.

Charles Auftritte bekommen wenig Aufmerksamkeit

Die Familie der Königin nähert sich langsam einer neuen Phase. Der 97-jährige Prinz Philip, der Mann von Königin Elizabeth II., hat sich aus der Öffentlichkeit weitgehend zurückgezogen. Gelegentlich tritt er zur Unterstützung der Königin auf. Die 92-Jährige geht noch immer einem gefüllten Terminkalender nach. Doch nimmt sie keine Langstreckenflüge mehr in weit entfernte Teile des Commonwealth, das aus 53 Nationen besteht. In diesem Jahr setzte sie sich dafür ein, dass ihr Sohn Prinz Charles das nächste Oberhaupt der Gruppe wird. Die Rolle wird nicht vererbt. Die Unterstützung für Charles war einstimmig.

Die Arbeitsreisen von Charles im Ausland und seine Reden in Großbritannien bekommen sehr wenig Aufmerksamkeit. Die Presse konzentriert sich auf die jüngeren und fotogeneren Mitglieder des britischen Königshauses und deren niedlichen Kinder. Charles’ Söhne William und Harry mit ihren Frauen Kate und Meghan sind auf den Titelseiten von Zeitschriften zu sehen, nicht Charles. Die jungen Royals werden als glamouröse Modernisierer wahrgenommen, während Charles manchmal als streng und distanziert eingestuft wird.

Scheidung von Diana beschädigte das Ansehen von Charles

William und Harry erinnern viele an ihre verstorbene Mutter Prinzessin Diana, die 1997 nach einer schmutzigen Scheidung von Prinz Charles bei einem Autounfall in Paris tödlich verletzt wurde. Die Scheidung beschädigte das Ansehen von Charles in der britischen Öffentlichkeit.

Camilla, die seit 2005 mit Charles verheiratet ist, sagt, die Öffentlichkeit verstehe nicht, wie „unglaublich nett“ und lustig Charles sei. William und Harry lobten ihren Vater in einem BBC-Interview dafür, wie er seine Stellung als Prinz von Wales dazu genutzt habe, für so viele wichtige Themen wie den Umweltschutz einzutreten. Harry empfahl Charles, den Ernst und die Negativität etwas zurückzuschrauben, die häufig mit Bekanntgaben des Thronfolgers zusammenhingen. „Ich würde ihm raten, optimistisch zu bleiben, weil ich denke, dass es sehr leicht sein kann, niedergeschlagen und negativ zu werden“, sagte Harry. Der jüngste Sohn von Charles hatte auch noch diesen Rat: nicht zu hart arbeiten und früher zu Abend essen.