Noch nie hatte Norwegen eine Königin. Mit Prinzessin Ingrid Alexandra wird es einst so weit sein. Doch noch soll die Nummer zwei der Thronfolge ein möglichst normales Teenager-Leben führen.

Freizeit und Unterhaltung: Theresa Schäfer (the)

Oslo - Wenn Prinzessin Ingrid Alexandra einst auf dem norwegischen Thron sitzt, bricht eine Zeitenwende an: Dann hat Norwegens Monarchie erstmals in ihrer Geschichte eine Königin. Doch noch genießt Ingrid Alexandra, die am Freitag 18 Jahre alt wird, ihre Jugend, surft so leidenschaftlich wie erfolgreich und wird von ihren Eltern Kronprinz Haakon und Kronprinzessin Mette-Marit nur sehr dosiert an ihre offiziellen Aufgaben herangeführt.

 

Das vergangene Jahr hat Ingrid Alexandra besonders ins Licht der Öffentlichkeit katapultiert. Monatelang hatten die Norweger ihre Prinzessin nicht gesehen – schließlich nahm der Corona-Lockdown auch das Königshaus nicht aus. Als sich die Königsfamilie im Mai zum Nationalfeiertag endlich wieder öffentlich zeigte, trauten viele ihren Augen nicht: Aus der Teenager-Prinzessin war eine hübsche, selbstbewusste junge Frau geworden. „Die Prinzessin lächelte viel und unterhielt sich mit vielen Leuten. Das zeigt, dass sie trotz ihres jungen Alters ein echter Profi ist“, schwärmte zum Beispiel Caroline Vagle, Königshausexpertin von der Zeitschrift Se og Hørs.

Ingrid Alexandra geht auf eine öffentliche Schule

Dabei hielten ihre Eltern Ingrid Alexandra und ihren zwei Jahre jüngeren Bruder Sverre Magnus als Kinder eher fern vom royalen Business. Möglichst normal sollten die beiden und ihr Halbbruder Marius aufwachsen. Sie gingen in öffentliche Kindergärten und Schulen. Haakon und Mette-Marit brachten sie selbst mit dem Rad hin.

Je älter Ingrid Alexandra wird, desto stärker wird sie eingebunden in die repräsentativen Aufgaben der Königsfamilie. Das ist nicht immer einfach. Im Juli nahm sie mit ihren Eltern an der Gedenkveranstaltung für die 77 Todesopfer der rechtsextremen Terroranschläge im Osloer Regierungsviertel und auf der Insel Utøya vor zehn Jahren teil. Aber auch freundlichere Termine stehen in ihrem Terminkalender: Zum Beispiel ein Besuch bei der Luftwaffe. Ingrid Alexandra flog in einem Kampfjet mit und sah sich den Norden Norwegens aus der Luft an.

Sie wird die erste norwegische Königin

Ihr Vater, Kronprinz Haakon, ist gut darauf vorbereitet, in vermutlich nicht allzu ferner Zukunft den norwegischen Thron zu besteigen. Weil den 84-jährigen König Harald V. immer wieder gesundheitliche Probleme plagen, übernimmt der Kronprinz schon jetzt viele repräsentative Aufgaben. Die norwegische Monarchie ist vergleichsweise jung: Bis 1905 saß der schwedische König in Personalunion auch auf dem norwegischen Thron. Ingrid Alexandras Großvater Harald V. ist erst der dritte „echt norwegische“ König. Eine Königin gab es noch nie.

Wenn ihr Vater König ist, wird aus Ingrid Alexandra Kronprinzessin. Spätestens dann wird aus der Monarchie ein Vollzeitjob. Vor allem, weil ihre Mutter Mette-Marit an einer chronischen Lungenfibrose leidet und nicht alle offiziellen Termine wahrnehmen kann, die im königlichen Kalender stehen. Es wird erwartet, dass Ingrid Alexandra in Zukunft häufiger für ihre Mutter einspringt, sollte deren Gesundheit öffentliche Auftritte mal nicht zulassen.

Norwegische Jugendmeisterin im Surfen

Doch noch führt Ingrid Alexandra ein Leben wie viele Teenager: Sie muss viel für die Schule tun. Seit Herbst 2020 besucht die Prinzessin die weiterführende Elvebakken-Schule, mit über 1400 Schülern eine der größten Bildungseinrichtungen Oslos. Wie viele in ihrer Generation setzt sie sich für den Umweltschutz ein. Sport ist Ingrid Alexandras Leidenschaft: Die Prinzessin fährt Ski, betreibt Kickboxen und surft mit einigem Erfolg. 2020 gewann sie sogar die norwegische Jugendmeisterschaft im Surfen. Außerdem interessiert sich Ingrid Alexandra für Kunst: Im Schlosspark in Oslo hat sie einen eigenen Skulpturenpark eingerichtet, der für die Öffentlichkeit zugänglich ist.

Die Prinzessin liebt ihre Hunde – seit Jahren hat die Familie Labradoodles. An Weihnachten postete das Königshaus auf Instagram Bilder des Welpen Molly Fiskebolle, dem neuesten vierpfotigen Zuwachs der Kronprinzfamilie.

Bei Ingrids Konfirmation hielt Kronprinzessin Mette-Marit eine Rede, die ihre Tochter zu Tränen rührte. „Ihr habt denselben schwarzen Humor und könnt über die dunkelsten Dinge lachen“, sagte die Kronprinzessin über Ingrids Beziehung zu ihrem Vater Haakon. Außerdem verriet Mette-Marit, dass ihre Tochter schon früh eine Geschichtenerzählerin mit unendlicher Fantasie gewesen sei.

Offizieller Termin zur Volljährigkeit

Die Volljährigkeit der Prinzessin sollte eigentlich groß gefeiert werden – mit einem Galadinner im Schloss und einer Feier mit Regierungsvertretern in der Osloer Deichman-Bibliothek. Coronabedingt müssen diese Feierlichkeiten verschoben werden. Ein Termin bleibt aber: Am Donnerstag wird Ingrid Alexandra bei den drei Staatsgewalten - Parlament, Oberstes Gericht und Regierung - vorbeischauen. So machte es einst auch ihr Vater Haakon, als er 18 wurde.

Zu ihrem 18. veröffentlichte der Palast neue Porträtfotos der Prinzessin. Ganz businesslike zeigen sie Ingrid Alexandra im dunklen Hosenanzug.

Zeitalter der Königinnen

Mit Ingrid Alexandras Generation wird ein Zeitalter der Monarchinnen anbrechen: Leonor von Spanien, Estelle von Schweden, Amalia der Niederlande, Elisabeth von Belgien – Christian von Dänemark und George von Großbritannien sind als männliche Anwärter aufs Zepter ziemlich allein auf weiter Flur.

Monarchinnen gelten als sehr diszipliniert, pflichtbewusst und tüchtig – man denke nur an Queen Elizabeth II., die seit bald 70 Jahren auf dem britischen Thron sitzt. Oder die frühere niederländische Königin Beatrix, die stets perfekt vorbereitet in jedes Arbeitstreffen kam und der ein gewisser Kontrollwahn nachgesagt wurde.

Bevor sie selbst den „top job“ übernehmen wird, hat Ingrid Alexandra noch die Gelegenheit, sich bei einer anderen künftigen Königin etwas abzuschauen: Victoria von Schweden, noch Kronprinzessin im Nachbarland, ist Ingrid Alexandras Patentante.