Von Aschermittwoch an üben viele Deutsche wieder den freiwilligen Verzicht. Die Fastenzeit ist ein willkommener Anlass, um bewusst „Nein“ zu sagen, kommentiert Redakteurin Dominika Jaschek. Für den Körper bedeutet das Fasten nur Stress, findet dagegen Redakteurin Carolin Klinger.

Stuttgart - Pünktlich zum Ende kommt die Diskussion am Frühstückstisch oder auch in der Mittagspause auf: Sollten wir nicht mal wieder fasten? Daran scheiden sich die Geister. Die einen sagen, der Mensch sollte das ganze Jahr bewusst konsumieren, die anderen, auch eine zeitweilige Entschlackung tue dem Körper gut. Dominika Jaschek und Carolin Klinger haben sich Gedanken gemacht 

 

Pro: Bewusst Nein sagen

Ich bin ein absoluter Genussmensch. Alles, was den Gaumen und damit das Leben erfreut, macht mich glücklich. Das kann ein gutes Stück Fleisch sein, eine hervorragende Pralinenmischung oder, wie vor kurzem beim Samstagseinkauf in der Innenstadt – als das Wetter so herrlich war – auch gerne mal ein Glas Cava am Mittag. Und gerade weil ich so ein Genussmensch bin, kommt mir die Fastenzeit eigentlich ganz gelegen: Von Aschermittwoch bis Ostern verzichte ich auf Alkohol und Süßkram.

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Natürlich trinke ich normalerweise nämlich nicht nur ein Glas Cava pro Woche oder gönne mir nur ausnahmsweise mal am Sonntagabend eine ganz besondere Praline. Wenn die Kollegen fragen, ob wir ein Feierabendbier trinken gehen oder auf der Karte des Lieblingsitalieners mal wieder Tiramisu steht, dann bin ich immer dabei.

Wahrscheinlich ist das die gefährliche Kombi: Mir schmeckt Bier, mir schmeckt Wein, mir schmeckt ein guter Gin-Tonic. Noch dazu bin ich ein sehr geselliger Mensch: Ich bin abends gerne unterwegs, zum Feiern, zum Cocktailtrinken, zum Essen. Mit den richtigen Menschen und der richtigen Stimmung schmeckt das Bier gleich noch mal so gut. Natürlich könnte ich einfach mal „Nein“ sagen, auch ohne Fastenzeit. Ich will es aber schlichtweg nicht.

Deswegen nehme ich seit meinem 18. Lebensjahr die Fastenzeit zum Anlass, einfach mal bewusst „Nein“ zu sagen. Kein Alkohol, kein Süßkram. Ich mache das nicht, um ein paar Kilos zu verlieren. Das klappt in den paar Wochen sowieso nicht. Ich mache das, um mir wieder ins Bewusstsein zu rufen, wie häufig ich nebenbei ein Glas Wein auf der Couch trinke oder in die Kekspackung greife, die ein netter Kollege auf den Tisch gestellt hat.

Der Verzicht lehrt mich, wieder bewusster zu genießen. Auch nach der Fastenzeit greife ich dann wieder häufiger zum alkoholfreien Bier und packe mir wieder Karotten und Gurke als Snack im Büro ein. Natürlich freue ich mich aber auch schon wieder auf die Zeit nach Ostern. Auf die tollen Abende mit den Kollegen und die durchgefeierten Nächte mit Freunden. Ich genieße das dann trotzdem wieder gerne und ohne schlechtes Gewissen mit Cocktails und Bier. 

Contra: Fasten bedeutet für den Körper Stress

In der Vorweihnachtszeit schmeckten die Gutsle einfach zu gut, der Braten zum Fest durfte auch nicht verschmäht werden, bei der winterlichen Kälte konnte man sich nicht so richtig zum Sport motivieren und dann kam ja auch schon Fasching! Klar, dass danach das schlechte Gewissen plagt. Um dieses zu beruhigen, wollen 59 Prozent der Befragten fasten, wie die Krankenkasse DAK unter Berufung auf eine repräsentative Forsa-Umfrage mitteilte. Was das bringen soll? Nichts.

Egal ob Saftfasten, Milch-und-Brötchen-Fasten oder alternierendes Fasten – der eigenen Gesundheit tut man mit keiner der zahlreichen Fastenkuren einen Gefallen. Denn Nahrungsentzug bedeutet für den Körper nur eines: Stress. Dass das Fasten uns von schädlichen Schlacken befreit, konnte bisher auch nicht nachgewiesen werden. Wir nehmen zwar durch die Nahrung auch mal Schadstoffe zu uns, doch die kann der Körper – wenn er gesund ist – selbstständig durch Niere, Leber oder Haut wieder los werden. Wer das Fasten ganz strikt auslegt, riskiert sogar Mangelerscheinungen, wenn Vitamine und Mineralien fehlen. Und das soll dann im Sinne der Gesundheit sein?

Manche begnügen sich mit einer leichten Version des Fastens und verzichten bis Ostern nur auf bestimmte Genussmittel, wie zum Beispiel Alkohol oder Süßigkeiten. Dabei riskiert man natürlich keine Mangelerscheinungen und der Verzicht tut bestimmt auch mal ganz gut. Doch ist die Fastenzeit vorbei, schmecken Süßigkeiten und Alkohol gleich doppelt so gut und es wird mit gutem Gewissen fröhlich umso mehr geschlemmt. Schließlich hat man doch so lange verzichtet und will sich dafür belohnen. Dabei schlägt dann der gefürchtete Jojo-Effekt zu und die verlorenen Kilos landen sofort wieder auf den Hüften – oder sogar noch ein paar mehr dazu.

Wer etwas gesünder leben möchte, braucht keine Fastenzeit und auch keine Verbote. Es gilt die einfache Regel: Alles in Maßen. Weder auf das Glas Wein, noch auf das Stückchen Schokolade muss man verzichten – so lange es nicht gleich in einem Gelage endet. Wer hin und wieder eher zum Salat als zu den Pommes greift, kann sich die Fasten-Experimente am eigenen Körper ersparen.