Die Toilette in Hedelfingen auf dem Friedhof ist nur während den Bestattungen geöffnet. Friedhofsbesucher kritisieren das. Die Stadt verweist auf Zerstörungswut.

Hedelfingen - Auf dem Hedelfinger Friedhof gibt es eine moderne, behindertengerechte Toilette – aber die wenigsten können sie benutzen. Die Tür ins stille Örtchen ist bis auf wenige Ausnahmen ständig verschlossen. Ein Ärgernis für viele Friedhofsbesucherinnen und -besucher. Erst recht für jene, die einen langen Anfahrtsweg haben. „Meine Frau und ich sind gebürtige Hedelfinger. Wir sind inzwischen Rentner, wohnen in Bayern. Wir pflegen aber regelmäßig zwei Familiengräber“, sagt der Alt-Hedelfinger. Nach zwei Stunden Anfahrtsweg, einiger Zeit bei der Pflege der Grabstätten und weiteren zwei Stunden Rückfahrt wäre es angenehm, geschwind auf dem Örtchen verschwinden zu können. Vor wenigen Jahren ist ein neues Gebäude für die Mitarbeiter des Garten-, Friedhofs- und Forstamts auf dem Friedhof unweit des Eingangs in der Friedrichshafener Straße errichtet worden. Auf der Rückseite befindet sich eine Besuchertoilette: modern, ansehnlich, geräumig, barrierefrei auch für gehbehinderte oder gar auf Rollstuhl angewiesene Friedhofsgänger. Vorbildlich.

 

Tür verschlossen

Wer jedoch ein dringendes Bedürfnis verspürt, läuft gegen eine verschlossene Tür. „Das vorhandene WC ist seit Jahren wegen Vandalismus geschlossen“, erklärt eine Friedhofsbesucherin. „In der Vergangenheit wurde die Toilette leider immer wieder stark beschädigt“, bestätigt Annette Hasselwander vom Garten-, Friedhofs- und Forstamt. Die Toilette sei zwar mittlerweile wieder saniert worden. „Aber sie wird nur während den Bestattungen geöffnet“, so Hasselwander. Das Problem: Der Hedelfinger Friedhof wird nicht durchgängig von einem Aufseher betreut. Er ist nur zu bestimmten Zeiten oder eben, wenn eine Trauerfeier mit Bestattung vorgesehen ist, vor Ort. Die Friedhofstoilette ist barrierefrei. „Personal, das in einem Wenn-Fall helfend eingreifen müsste, wäre – wegen der nur sporadischen Besetzung nicht immer anwesend“, erklärt Hasselwander. Zudem spiele sicherlich auch die fehlende Kontrolle gegen zerstörungswütige Besucher eine Rolle. Es gibt zudem immer wieder Gerüchte, dass das unbeaufsichtigte Örtchen nicht nur für dringende, sondern auch für undurchsichtige Geschäfte genutzt werde.

Keine Toillete in der Nähe

Denjenigen, die auf eine Toilette allerdings angewiesen sind, hilft dies wenig weiter. Schließlich gibt es in der näheren Umgebung keine öffentliche Toilette. Die nächste, ein auch für Reklame genutztes Toiletten-Häuschen, befindet sich an der Stadtbahn-Endhaltestelle am Hedelfinger Platz. Eventuell können Besucher auch die Toilette im Rathaus nutzen.

Der Friedhofsbesucher aus Bayern bemüht sich seit 2016 um Alternativen. Er hat vorgeschlagen, wenigstens ein transportables Toilettenhäuschen, aufzustellen. „Denn es ist einfach eine Zumutung, wenn man in seiner Not ein menschliches Bedürfnis hinter einem Busch verrichten muss, besonders für das weibliche Geschlecht.“