Nur eine Woche lang hat es gedauert, bis die Mädchen und Jungen ihre Zirkusnummern einstudiert hatten. Das Projekt der Hardtschule hat alle in seinen Bann geschlagen.

Region: Corinna Meinke (com)

Ebersbach - Tusch – schon öffnet sich der Vorhang. Schmissige Zirkusmusik erklingt, und Mädchen und Jungen eilen in die Manege. Geschickt greifen die ersten Schüler nach den beiden Trapezstangen, die unter der Kuppel baumeln. Ein Felgaufschwung genügt, dann sind sie oben. Zwei Mädchen drücken ihre Füße gegen die Seile, spreizen die Beine und halten sich geschickt im Gleichgewicht. Das nächste Duo hakt sich nur jeweils mit einem Fuß an der Stange ein und lässt sich kopfüber hängen. Beide Nummern werden frenetisch beklatscht. Das Zirkusprojekt der Ebersbacher Hardtschule scheint alle in seinen Bann zu schlagen.

 

Der Rektor sieht sich im Glück

„Für mich als Pädagoge ist es das wahre Glück. Egal, wo ich hinschaue, überall wird konzentriert gearbeitet,“ berichtet der Rektor Michael Hirsmüller. Unterstützt vom Schulförderverein hat er den Kölner Mitmachzirkus Soluna für eine Zirkus-Projektwoche engagiert, denn es sei für alle gut, einmal raus aus der Schule zu kommen, so Hirsmüllers Credo. Am Zirkusprojekt nehmen 240 Schüler der Grund- und Förderschule teil. Sogar die beiden italienischen Schüler, die erst in dieser Woche zur Vorbereitungsklasse gestoßen seien und noch kein Wort Deutsch sprächen, seien mit Feuereifer dabei.

Das blaue Zirkuszelt auf dem Strutplatz steht an der Stelle, wo bis vor einiger Zeit noch eine Zeltstadt Flüchtlingen Unterschlupf bot. Es kündet schon von Weitem von einer geheimnisvollen Welt voller aufregender Ereignisse, die sich in der Manege hinter den glänzenden Zeltwänden anbahnen und die Schüler eine Woche lang in Atem halten.

Es kommt auf die Zusammenarbeit an

Fünf Tage lang dreht sich alles nur um den großen Auftritt und die jeweiligen Nummern. Bereits an den Probetagen liegt eine leichte Spannung in der Luft. „Ich freue mich, wenn es endlich losgeht, und ich bin aufgeregt“, sagt eine Viertklässlerin, die gerade mit ihrer Gruppe das Zelt verlässt. Der bunt gemischte Haufen aller Altersstufen hat gerade Bodenakrobatik gezeigt samt einer Leiternummer, bei der es auf gute Zusammenarbeit und Balance ankommt, und die Schüler sind nacheinander durch ein schwingendes, langes Seil gesprungen.

„Wir lernen jeden Tag mit den Kindern. Wir zeigen ihnen die Tricks, und die beiden Zirkustrainer assistieren.“ Die Förderschulpädagogin Christine Geiger findet diese Projektwoche ihrer Schule besonders gut gelungen. Es sei wahnsinnig toll, die Schüler hier zu erleben, auch wenn ganz viel Arbeit zu leisten sei. „Jedes Kind kann etwas und ist etwas Besonderes“, das spürten die Mädchen und Jungen jeden Tag. Auch die eher Schüchternen hätten rasch einen Platz gefunden, und manches Kind wüchse über sich heraus, berichtet der Rektor Hirsmüller. Sogenannte Problemkinder erlebe er hier ganz anders, weil die Zirkus-Gemeinschaft es fordere.

Ohne das engagierte Kollegium wäre das Projekt nicht zu stemmen

„Sie merken, dass ihre Nummer nur miteinander funktionieren kann.“ Das motiviere die Schüler, weil sie ihren Anteil am Gelingen erkennen könnten. In der Pädagogik spreche man hier von der Selbstwirksamkeit. Im normalen Schulalltag sei dieses pädagogische Ziel leider nicht immer umsetzbar.

Viel Lob zollt Hirsmüller auch dem engagierten Team aus 20 Pädagoginnen und Pädagogen. Er berichtet, dass das Kollegium vor Wochen einen speziellen Zirkus-Trainerworkshop besucht und innerhalb weniger Stunden in verschiedenen Gruppen eine ganze Menge an Tricks trainiert habe. Das Erlernte, von der Jonglage mit Tüchern über Feuermutproben bis zur Kugelakrobatik, hätten die Lehrer den Kindern zum Auftakt des Projekts in einer kleinen Vorstellung präsentiert – und seien auf Begeisterung gestoßen. Nun sei der Nachwuchs dran. Am Samstag, 6. Juli, gibt der Schülerzirkus um 11 und um 15 Uhr Vorstellungen auf dem Festplatz.