Eine neue Auto-Stellfläche am Rand des Gewerbegebiets sorgt im Gemeinderat für Missstimmung. Der Eigentümer sagt nicht, wofür und von wem das Areal genutzt werden soll.

Hemmingen - Es war ein scheinbar einfacher Punkt der Tagesordnung, in weniger als einer Viertelstunde vom Technischen Ausschuss des Hemminger Gemeinderats abgearbeitet. Der Parkplatz, den ein Hemminger Unternehmer auf seinem Grundstück an der Patronatstraße einrichten will, entspricht dem Bebauungsplan. Von Offenheit seitens des Unternehmers kann aber keine Rede sein: Selbst der Bürgermeister Thomas Schäfer (CDU) weiß nichts über die Hintergründe – und Eberhard Zaiser gibt sich einsilbig.

 

Gewerbliche Nutzung vorgesehen

Das Grundstück zwischen der Patronat- und Schloßhaldenstraße ist im Bebauungsplan von 2002 für gewerbliche Nutzung vorgesehen. Als solche gilt auch ein Parkplatz und einen solchen hat der Grundstückseigentümer nun beantragt. Dem Ausschuss blieb nur, die geplante Ein- und Ausfahrt um die Kurve herum zu verschieben, damit die Gefahr für Verkehrsteilnehmer so gering wie möglich wird.

Etliche Gemeinderäte im Ausschuss widersprachen den Plänen. „Im Gewerbegebiet erwarte ich, dass Gewerbe gebaut wird“, meinte Wilfried Gentner (CDU), „wir brauchen Gewerbesteuer.“ Die werde aber nicht mit Parkplätzen erzielt, und auch nicht mit einem privaten Schwimmbecken, das zudem auf dem Gelände entstehen soll. „Mir tut es leid“, meinte Elke Kogler (SPD), „dass dieses Grundstück nicht mit einem Gebäude bebaut wird.“ Auch Ursula Tronich von den Freien Wählern bekundete „ein grimmiges Gefühl im Bauch“ und meinte, „der Bauherr wird sich etwas dabei gedacht haben“. Mit einer Enthaltung und einer Gegenstimme gab der Ausschuss zähneknirschend sein Plazet.

Keine Auskunft vom Bauherrn

Unsere Zeitung wollte vom Eigentümer mehr wissen – auf eine Anfrage reagierte der Bauherr aber abweisend. „Ich gebe keine Auskünfte“, sagte Eberhard Zaiser, er lehne jede Stellungnahme ab. Diese Verschlossenheit ärgert auch den Bürgermeister Thomas Schäfer. „Es ist spannend, was der Eigentümer mit den Parkplätzen vorhat.“ Der Rathauschef meint, er habe „keine Idee, wer in fußläufiger Entfernung daran Interesse haben könnte“. Er werde nochmals das Gespräch mit dem Eigentümer suchen.

Naheliegend wäre gewesen, dass eine der beiden großen Firmen in der Nähe, Porsche oder Helukabel, den Parkplatz mieten wollte. Doch beide Unternehmen haben das nicht vor, sagten deren Sprecher.

Porsche seit 20 Jahren am Ort

Porsche betreibt seit 20 Jahren an der Schloßhaldenstraße ein Entwicklungszentrum für SUV’s. Aus anfangs 200 Mitarbeitern am Standort Hemmingen, der zum Forschungszentrum Weissach gehört, sind 600 geworden. Den Grund und Boden samt Gebäuden, in denen Porsche forscht, hat der Autohersteller erst im Mai 2018 nach langjähriger Miete gekauft – von derselben Gruppe von Immobilienfirmen, die jetzt den Parkplatz nebenan beantragte. „Aktuell sind keine weiteren Pachtverhältnisse oder Grundstücksübernahmen in der Nähe geplant“, sagt eine Firmensprecherin, „die Parkplätze auf unserem Gelände reichen.“ Und das, obwohl Porsche angekündigt hat, weiter ausbauen zu wollen.

Auch Helukabel mietet keine fremden Parkplätze. Die Firma baut selbst welche – gegenüber des Neubaus, der demnächst begonnen wird.

Auch andere Gemeinderäte ärgern sich übrigens über den Vorgang. Der Rat und die Verwaltung hätten es vor Jahren versäumt, meint Walter Bauer (CDU), das Gelände mit einer Bauverpflichtung zu versehen. Dass daraus einmal ein Parkplatz werden soll – „daran hat kein Mensch gedacht“.