Drei junge Stuttgarter mit Handicap planen ein barrierefreies Hostel in der Nähe des Hauptbahnhofs. Der Bezirksbeirat Mitte will sie dabei unterstützen.

Stuttgart - Eine Reise kann für Menschen mit Handicap zum Spießrutenlauf werden. Genaue Planung ist gefragt, denn immer noch sind längst nicht alle Hotels barrierefrei. Simone Fischer, die Behindertenbeauftragte der Stadt, sprach bei der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats Mitte davon, dass sich Menschen mit Behinderungen in manchen Gasthäusern als Außenseiter vorkommen. Das klingt nicht nach einer Grundstimmung für eine unbeschwerte Reise.

 

Drei junge Stuttgarter mit Handicap wollen mit Unterstützung des Bezirksbeirates Mitte für Reisende mit Behinderung in der Landeshauptstadt etwas ändern. Sie stellten bei der Sitzung des Gremiums im Rathaus ein Konzept für ein barrierefreies Hostel in der Nähe des Hauptbahnhofs vor. Der Bezirksbeirat votierte dafür, das Projekt zu unterstützen. Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle soll im Auftrag des Gremiums mit dem Baubürgermeister Peter Pätzold erörtern, wie das Vorhaben umgesetzt werden könnte und ob der von der Projektgruppe „inklusive Handicap“ vorgeschlagene Standort an der Ossietzkystraße 8 tatsächlich infrage käme.

Kienzle geht auf Pätzold zu

Das betreffende Gebäude befindet sich nach Angaben von Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle im Besitz der Stadt. Allerdings müsse sie mit Pätzold klären, ob es im Zuge der Quartierserneuerung nicht abgerissen werden muss, erklärte sie während der Bezirksbeiratssitzung. „Vielleicht bietet sich auch ein anderer Standort für das Hostel an“, sagte Kienzle.

Gebäude hat Aufzug

Die drei Stuttgarter Henri Sonneborn, Paulina Lude und Nicolaus Bauer legten den Bezirksbeiräten während der Sitzung dar, wie sie sich das barrierefreie Hostel vorstellten und warum es aus ihrer Sicht an der Ossietzkystraße 8 Quartier finden sollte. Nicolaus Bauer erklärte, dass sein Vater an der Adresse ein Architekturbüro betreibe und er deshalb das Gebäude kenne. Er und seine Mitstreiter skizzierten eine Mischform zwischen barrierefreiem Wohngruppe und einem Hostel für Menschen mit und ohne Behinderung. Da das Wohngebäude mit vier Ebenen auf 1500 Quadratmetern viel Raum biete und bereits über einen Aufzug verfüge, hielten sich aus Sicht der Projektgruppe die Kosten für einen weiteren barrierefreien Umbau in Grenzen, erklärten die drei Stuttgarter. In dem Hostel könnte auch Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung geschaffen werden. Ein solches Angebot für Gäste mit Handicap sei außerdem einmalig in Deutschland, betonten die Mitglieder der Projektgruppe. „Das hätte Vorbildfunktion“, sagte Henri Sonneborn

Um das Projekt umzusetzen, gelte es nun, die Stadt zu gewinnen und Sponsoren zu finden, erklärte Sonneborn weiter. Genaue Angaben über etwaige Kosten machte er nicht. Die Bezirksbeiräte begrüßten das Vorhaben. Der FDP-Bezirksbeirat Cornelius Hummel erinnerte daran, dass auch eine Motelkette in der Nähe eine Filiale errichte. „Die Lage ist wichtig und die Wahl des Standorts genau richtig“, sagte Hummel. Der Grünen-Bezirksbeirat Wolfgang Kaemmer sprach von einer „wunderbaren Idee“. Die drei Stuttgarter würden gerne selbst in die barrierefreie Wohngruppe ziehen, betonte Paulina Lude. Ihre Projektgruppe will sich weiter in der Öffentlichkeit für das Projekt eines barrierefreien Hostels einsetzen. „Wir haben da unglaublich Bock drauf“, sagte Henri Sonneborn.