Abseits des roten Teppichs lauern Fettnäpfchen, manchmal sogar Abgründe. Wir spüren sie auf. Heute: wie die Moderatorin Sarah Kuttner und ein bisschen Kinderpipi die Nation gespalten haben.

Berlin - Was ist schlimmer: Hunde- oder Kinderpipi am Baum? Die Moderatorin Sarah Kuttner findet eindeutig: Kinderpipi. Innerhalb eines Facebook-Posts entrüstete sie sich über wildpinkelnde Kinder am Prenzlauer Berg. Besser gesagt: über Mütter, die „mitten im Kiez, nahezu eingekesselt von Cafés und somit Klos, ihre Kinder zum Pullern an Bäume halten.“ Und wunderte sich über den Shitstorm, der ihr postwendend um die Ohren flog. Man muss dazu wissen, dass Sarah Kuttner keine Kinder, dafür aber einen Jack-Russell-Terrier hat und findet, dass Bäume zur Notdurft-Verrichtung Hunden vorbehalten sind.

 

Grabenkampf zwischen Eltern und Nicht-Eltern

Man könnte sich nun ausführlich darüber streiten, welches Pipi-Odeur das strengere und damit inakzeptablere für die Umgebung ist (und käme vermutlich zu dem Schluss, dass es vollkommen egal ist, wer oder was an den Baum pinkelt – unappetitlich ist beides gleichermaßen). Das ginge aber am Kern des Streits vorbei. Denn das sehr wahrscheinlich aus der Lamäng heraus posaunte Statement Kuttners hat einem Grabenkampf zwischen Eltern und Nicht-Eltern Stoff gegeben.

Fußballfans wissen auch alles besser

Das Lästern über Menschen mit Kindern und deren Erziehungsstile ist in und so wie es beim Fußball-Gucken Gang und Gäbe ist, von der Couch aus alles besser zu wissen als der Trainer auf dem Feld, haben viele Menschen ohne Kinder naturgemäß einen besseren Blick für das Wesentliche als die verblendeten Eltern. Andererseits: die verständnisvoll getarnte, in echt aber herablassend-mitleidige Attitude mancher Eltern gegenüber Kinderlosen ist genauso daneben. Die pädagogisch-hygienische Frage, ob Kinder an Bäume pinkeln dürfen oder nicht, wäre damit natürlich nicht hinreichend geklärt. Aber mal eine ganz andere Frage: dürfen Männer eigentlich an Bäume pinkeln?