Hollywood-Star Ben Stiller wirbt nach überstandener Krebserkrankung für den PSA-Test – Doch der ist bei Fachleuten umstritten.

San Francisco - „So, yeah, es ist Krebs“ – mit diesen Worten beginnt der US-Hollywoodstar Ben Stiller seinen sehr persönlichen Text über seine Prostata-Krebserkrankung, den er am vergangenen Dienstag ins Internet stellte. „Ich bekam die Diagnose Prostatakrebs am Freitag, 13. Juni 2014. Am 17. September desselben Jahres erhielt ich mein Testergebnis zurück: Ich sei nun krebsfrei“, schreibt der 50-Jährige. „Die drei Monate dazwischen waren eine verrückte Achterbahnfahrt, die auch die mehr als 180 000 Männer erleben, die pro Jahr in Amerika dieselbe Diagnose erhalten.“ Kurz darauf wiederholt er diese Sätze auch in einem Radiointerview.

 

Stiller ging nach eigenen Angaben nun mit seiner Krebserkrankung an die Öffentlichkeit, damit sich auch andere Männer testen lassen. Er selbst habe sich einem sogenannten PSA-Test unterzogen, obwohl dieser „sehr umstritten“ sei. Aber ohne das Screening hätte er bis heute nichts von seiner Erkrankung gewusst.

Jährlich erkranken in Deutschland 71 000 Männer an Prostatakrebs

Prostatakrebs ist die häufigste Tumorerkrankung bei Männern. Nach Angaben der Deutschen Krebshilfe erhalten allein in Deutschland jährlich etwa 71 000 Männer die Diagnose. Sie betrifft vor allem ältere Männer über 65 Jahre. Die Krankheit gilt als gut behandelbar – sofern sie früh erkannt wird. Weshalb Krebsexperten Männern ab dem 45. Lebensjahr dazu raten, regelmäßig zur Vorsorge zu gehen. Männer, in deren Familie schon einmal Prostatakrebs aufgetreten ist, sollten die Früherkennung schon ab dem 40. Geburtstag wahrnehmen. Diese sieht bislang eine Tastuntersuchung vor, bei der die Oberfläche der Vorsteherdrüse über den Enddarm nach Veränderungen abgetastet wird. Der von Ben Stiller durchgeführte PSA-Test gehört allerdings nicht zu den bezahlten Vorsorgeleistungen, sondern wird nur bei konkretem Tumorverdacht übernommen.

Bei dem sogenannten PSA-Test wird die Konzentration des prostataspezifischen Antigens im Blut gemessen. Dabei handelt es sich um einen Eiweißstoff, der von der Prostata gebildet wird. Hat sich die Prostata gutartig vergrößert, sich entzündet oder hat sich ein Tumor gebildet, erhöht sich auch der PSA-Wert.

Prostatakrebs ist oft eine Alterserkrankung, die die Lebenserwartung nicht einschränkt

Der Nutzen des Tests wird unter Fachleuten heftig diskutiert. So argumentieren Krankenkassen, dass die Testergebnisse oft nicht eindeutig seien oder zu einer unnötigen Behandlung führen würden. Denn beim Prostatakrebs handelt es sich um eine Alterserkrankung, die oft die Lebenserwartung gar nicht beeinträchtigt, weil der Tumor nur langsam wächst. Eine Behandlung ist dagegen mit unnötigen Untersuchungen und schwerwiegenden Eingriffen verbunden, die die Lebensqualität einschränken.

Fragt man praktizierende Spezialisten wie Markus Hohenfellner, Urologe am Uniklinikum Heidelberg, lehnt er PSA-Tests zur Früherkennung nicht kategorisch ab. Denn auch die Tastuntersuchung berge Risiken: „Ist der Urologe erfahren, so kann man bei dieser Tastuntersuchung davon ausgehen, dass in 75 bis 80 Prozent der Fälle, in denen eine Auffälligkeit gefunden wird, auch ein Tumorbefund erstellt wird.“ Andererseits entgehen dem Arzt rund 50 Prozent der Tumore. Weshalb Hohenfellner dazu rät, den PSA-Test einmal jährlich im Rahmen der Vorsorge wahrzunehmen.

Experten empfehlen regelmäßige Tests zur Überwachung

Wichtig ist allerdings, dass dieser vom Arzt auch verantwortungsbewusst durchgeführt wird, ergänzt Ulrich Humke, Ärztlicher Direktor der urologischen Klinik am Klinikum Stuttgart. „Ein erhöhter PSA-Wert besagt nichts, der Verlauf über die Zeit ist wichtig.“ Bleibt der Wert erhöht, schafft eine Gewebeprobe Sicherheit. Fazit: Hilfreich ist die Bestimmung eines PSA-Werts im Alter von 45 Jahren und dann ab 50 Jahren in flexiblen Abständen.