Am Montagmorgen haben Greenpeace-Aktivisten am Neckartor für saubere Luft demonstriert. Stadtauswärts waren zwei Fahrspuren gesperrt. Der Protest war ungewöhnlich.

Stuttgart - Am Montag um zehn Uhr haben sich 40 Greenpeace-Aktivisten aus ganz Deutschland am Neckartor versammelt, um im Vorfeld der Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts an diesem Donnerstag in Leipzig zu demonstrieren. Die Richter müssen dann prüfen, ob in der Stuttgarter Umweltzone zur Luftreinhaltung auch Autos ausgesperrt werden dürfen, die eine Grüne Plakette tragen. Geklagt hat die Deutsche Umwelthilfe wegen der hohen Belastung mit Stickstoffdioxid.

 

In weißen Ganzkörperanzügen, sogenannten Morphsuits, mit blau aufgemalten Lungen auf der Brust, protestierten die Aktivisten bei einer Performance. Und die Luftbelastung passte dazu. Aktuell gemessen wird nicht nur Stickstoffdioxid, sondern auch Feinstaub. Die Werte stiegen rasch an, am Nachmittag wurden 80 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft gemessen, der Grenzwert liegt bei 50. Die Ursache ist eine stabile, Austauscharme Hochdruckwetterlage, die mit einer östlichen Strömung immer mehr Polarluft nach Stuttgart strömen lässt. Und daran wird sich nach Auskunft des Deutschen Wetterdienstes wohl auch bis mindestens Dienstag nächster Woche nicht viel ändern. Damit dürfte in den kommenden Tagen der Grenzwert ständig überschritten werden.

Demonstranten ringen nach Luft

Die Demonstranten husteten demonstrativ und torkelten über die zweispurig gesperrte B 14 bis zur Messstation. Sie imitierten Asthma, Lungenkrankheiten und Infarkte, brachen an der Messstelle synchron zusammen und streckten Arme und Beine von sich. Die Demonstranten machen sich für eine Blaue Plakette stark. Bei dieser wären nur moderne Diesel mit der neuesten Abgas-Norm Euro 6 von Fahrverboten ausgenommen. Die Bundesregierung lehnt die Einführung einer solchen Plakette bisher ab. Greenpeace habe die B14 für die Demo ausgewählt, weil sie „die schmutzigste Straße Deutschlands“ sei, sagte ein Aktivist. So wurde die dreispurige Fahrbahn einspurig, stadtauswärts leitete die Polizei die Autos um. Der Stau dort reichte um kurz nach 10.30 Uhr bis zum Wilhelmsplatz, stadteinwärts floss der Verkehr normal. Staus nähmen sie in Kauf, um auf das Grundproblem der Stickstoffdioxid- und Feinstaubbelastung aufmerksam zu machen, erklärte Greenpeace-Sprecher Niklas Schinerl. Sie hätten jedoch extra einen Zeitpunkt außerhalb der Rushhour gewählt, um diese Belastung möglichst gering zu halten. Bestätigung bekam Greenpeace am Montag durch neue Zahlen der Universität Essen. Dort wurden die Stickstoffdioxid-Belastung in 35 deutschen Städten gemessen. Für das Neckartor wurde in den ersten sechs Wochen des Jahres eine Mittelbelastung von 62 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft ermittelt. Das ist durch günstiges Wetter zwar besser als 2017 (73 Mikrogramm), aber immer noch mehr als die erlaubten 40 Mikrogramm und hinter München der zweitschlechteste Wert in Deutschland.