Frauen aus der Maria-2.0-Gruppe der katholischen Filder-Gesamtkirchengemeinde haben den Bischof Gebhard Fürst bei einem Besuch in Hohenheim mit ihrer Forderung nach Reformen konfrontiert.

Hohenheim - Es muss nicht immer ein lauter, schriller Protest sein. Manchmal reicht auch die reine Präsenz, um ein Statement abzugeben. Das hatten sich Mitglieder der Maria-2.0-Gruppe der katholischen Gesamtkirchengemeinde Johannes XXIII., zu der Sankt Thomas Morus in Heumaden, Sankt Michael in Sillenbuch, Mariä Himmelfahrt in Degerloch, Sankt Antonius in Hohenheim sowie die französische Gemeinde Sainte Thérèse de l’Enfant Jésus gehören, gedacht, und sich am Mittwoch im Kirchgarten von Sankt Antonius mit weißen Schals und Plakaten postiert.

 

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Anlass: der Besuch der Bischofs Gebhard Fürst. Der war nach Hohenheim gekommen, um den traditionellen Aschermittwochsgottesdienst der Künstler zu feiern. Nein, ansprechen wolle man den Bischof nicht, „um die Veranstaltung nicht zu stören“, betonte Monika Elias. Auch sei es aufgrund des Krieges in der Ukraine nicht die Zeit für lautstarke Demos, fand Cäcilie Ufrecht. Man wolle lediglich da sein und zeigen: Wir bleiben dran.

Das fordert die Protestbewegung Maria 2.0

Diskutiert wurde dann trotzdem, zum Teil auch sehr leidenschaftlich – weil sich Bischof Gebhard Fürst bereitwillig darauf einließ und wohl auch, weil es den mehr als zehn Frauen dann doch zu wichtig war, wenige Tage vor der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz die Stimme zu erheben.

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Die bundesweite Protestbewegung Maria 2.0 fordert von der Katholischen Kirche weitreichende Reformen. Unter anderem geht es um den Zugang von Frauen zu sämtlichen kirchlichen Ämtern und die Aufhebung des Pflichtzölibats. Auch der Umgang mit den Missbrauchsfällen innerhalb der Kirche wird immer wieder kritisiert.

Forderungen, die die Frauen in Hohenheim auch mit Plakaten kundtaten. „Genug geredet“, stand auf einem, „Taten statt Worte“ auf einem anderen. Immerhin liefen der Kirche die Mitglieder in Scharen davon. „Wir haben allein in diesem Jahr schon 23 Austritte“, sagte Anneliese Hecht, die Vorsitzende des Pastoralausschusses, über die Gemeinde Sankt Antonius. „Ich halte es in dieser Kirche nicht mehr aus“, stand als Mahnung auf dem Plakat von Isabel Appel aus Bonlanden.

Bischof wehrt sich gegen Diskriminierungsvorwurf

„Glauben Sie nicht, ich nehme Sie nicht ernst“, sagte Gebhard Fürst zu der versammelten Runde. Dass Frauen in der katholischen Kirche diskriminiert würden, das wollte der Bischof dennoch nicht so stehen lassen. Stattdessen hob er seine eigenen Bestrebungen hervor, das Diakonenamt für Frauen zu öffnen und Diakoninnen zu weihen. „Unterstützen Sie mich hierbei“, sagte Gebhard Fürst. Grundsätzlich sei er immer für lebendige Gespräche in der Kirche, betonte er als Leiter der Diözese Rottenburg-Stuttgart angesichts des weiblichen Protests.

Allerdings: Erst kürzlich hatte sich Gebhard Fürst im Gespräch mit dieser Zeitung für die Beibehaltung des Zölibats ausgesprochen. Manche Veränderungen sind für den Bischof demnach undenkbar. Den Frauen in Hohenheim sagte er: „Ich habe Angst, dass die Männer von der Fahne gehen.“