Die Farben des Regenbogens leuchten nun auch in Stuttgart. Die Protestwelle gegen Ungarns Anti-LGBTQ-Gesetz wächst. An der Oper, an Kneipen, am Neuen Schloss hängen die bunten Symbole. Nur der Stuttgarter OB schert aus.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Der Wirt Stefan Schneider hat am Mittwochvormittag – Stunden vor dem EM-Spiel Deutschland gegen Ungarn, bei dem es längst nicht nur um den Fußball geht, sondern auch um Politik – bunte Rainbow-Fahnen an seinem Palast der Republik aufgehängt. „Wir müssen auch in Stuttgart ein Zeichen setzen“, sagt er, „die Münchner sollen sehen, dass wir hinter ihnen stehen.“

 

Die Diskussion um das regenbogenbunte Stadion, das die Uefa verbietet, sorgt in Stuttgart für immer mehr Reaktionen. Der Bundestagsabgeordnete und CDU-Kreisvorsitzende Stefan Kaufmann (CDU) hat in den sozialen Medien eine Aktion mit Rainbow-Kapitänsbinden gestartet. Etliche Promis wie Ballettstar Eric Gauthier, Kammersängerin Helene Schneiderman, Palast-Wirt Stefan Schneider, Designerin Lissi Fritzenschaft, Winzer Thomas Diehl und Deniz Keser, Fridas-Pier-Chef und Veranstalter des Stuttgart Electronic Music Festivals (SEMF)n machen mit und tragen ebenfalls die Binde. „Stolz stehen wir hinter Manuel Neuer und unserer Nationalmannschaft“, erklärt Stefan Kaufmann stellvertretend, „nicht nur im Fußball ist es wichtig, sich für Toleranz und Selbstbestimmung stark zu machen.“ Deshalb müsse die Botschaft lauten: „Klare Abgrenzung gegen Homophobie!“

Demo vor dem Ungarischen Konsulat

Auf Unverständnis stößt bei Mitgliedern dieser Initiative, dass sich die Stadt Stuttgart nicht an Regenbogen-Aktionen zum jetzigen Zeitpunkt beteiligen will. Stadtsprecher Sven Matis erklärte via Twitter: „Es ist besser, nicht die ungarische Fußball-Nationalmannschaft bei einer Europameisterschaft, die unter dem Motto ,Brücke zwischen den Ländern’ steht, mit einer Regenbogen-Botschaft zu empfangen. Vielmehr wollen wir am CSD im Juli eine Regenbogen-Botschaft an die ungarische Regierung senden.“ Deshalb soll auch die Mercedes-Benz-Arena nicht beleuchtet werden.

Während am Stuttgarter Rathaus bisher keine CSD-Flaggen hängen, ist dies in Esslingen und Göppingen der Fall. Die CSD-Organisatoren haben für den heutigen Mittwochabend eine Demonstration vor dem Ungarischen Konsulat in Stuttgart angekündigt.