Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Um zu beschreiben, wie sein Chef getickt habe, verwies Schumacher auch auf die WM 2007 in Stuttgart. Damals hatten Holczer und eine Handvoll weiterer Pro-Tour-Chefs gerade die „Bewegung für den glaubwürdigen Radsport“ (MPCC) gegründet. Nach dem freiwilligen Ethikcode der MPCC sollten auch Fahrer, die medizinisch indiziert und somit erlaubterweise Cortison verwendeten, zwei Wochen lang nicht starten dürfen. Dies sollte ein Beitrag des Radsports im Antidopingkampf sein. „So hat Holczer nach außen hin Glaubwürdigkeit vorgegaukelt“, sagt Schumacher.

 

Denn das Schlupfloch soll der Herrenberger, der 2007 auch als Teamchef des Nationalteams fungierte, nicht gestopft haben: Als sich Schumacher sechs Tage vor dem WM-Straßenrennen, bei dem er Dritter wurde, über den deutschen Teamarzt Mark Schmidt, der auch bei Gerolsteiner tätig war, ein Cortison-Rezept organisierte, um zu dopen („Holczer hat mich nicht gefragt, was mir eigentlich fehlt“), sei dies kein Problem gewesen. Schließlich war die WM nicht ein vom Ethikcode betroffener Gerolsteiner-Einsatz, sondern ein Start im Nationalteam. „Hintenrum war ihm der Code moralisch nichts wert. Das war Holczers Antidopingkampf“, sagt Schumacher über den Teamchef Holczer.

Der wehrt sich: Er könne sich an die Diskussion 2007 mit dem Radprofi und dem damaligen Teamarzt erinnern und auch daran, so Holczer, „dass ich eine solche Sicht- und Vorgehensweise abgelehnt habe“. Es steht weiter Aussage gegen Aussage.