Observation, verdeckte Ermittler und Polizeispitzel: die Kripo lässt nichts unversucht, um einen Geldfälscherring zu sprengen. Doch am Ende gehen ihr doch nur kleine Fische ins Netz, wie sich jetzt vor dem Amtsgericht gezeigt hat.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Uhingen/Göppingen - Das Göppinger Amtsgericht hat einen Uhinger Wirt und seinen Kellner zu je zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Die Männer im Alter von 44 und 36 Jahren sollen von ihrer Gaststätte aus versucht haben, Falschgeld in Umlauf zu bringen. Allerdings gingen sie dabei ein wenig dilettantisch vor, wie auch der Staatsanwalt feststellte.

 

Falschgeld im Bett versteckt

Obwohl die falschen Scheine für einen Laien kaum von echten zu unterscheiden gewesen seien, wie die Polizei feststellte, gelangte die Nachricht vom Falschgeld in der Gastwirtschaft über einen anonymen Informanten rasch an die Polizei. Diese schickte prompt einen Spitzel, der sich die Blüten – ein 100-Dollar-Schein, ein 100-Euro-Schein und ein Fünfziger – auf dem Tresen vorführen ließ. Später erhielt er 51 Zwanziger mit dem Ziel, sie unter die Leute zu bringen. Auch sie waren offenbar recht gut gefälscht, wenn sie auch fast alle die gleiche Seriennummer aufwiesen. Bei einer Übergabe von weiteren 4000 Euro Falschgeld vor dem Uhinger Kaufland einige Wochen später an eine verdeckte Ermittlerin schlug die Polizei dann zu. Bei den anschließenden Hausdurchsuchungen fanden die Beamten in der Wohnung des Kellners weitere 16 000 Euro Falschgeld. Die Fünfziger und Hunderter hatte der Mann in seinem Bett versteckt.

„Sie haben gerade noch rechtzeitig die Kurve gekriegt“, sagte der Richterin in Anspielung auf das späte Geständnis der Beiden, das den Prozess am dritten Verhandlungstag doch noch abkürzte und die Aussicht auf eine Bewährungsstrafe eröffnete. Weil die Polizei so schnell eingegriffen habe, hätten sie keinen Cent verdient, versicherten die Angeklagten glaubhaft. Allerdings: ja, sie hatten das Geschäft sehr wohl groß aufziehen wollen. Jeder sollte fünf Prozent der Falschgeldsumme kassieren, an die bisher unbekannten Hintermänner, die das Falschgeld herstellten, waren dem Mann zufolge 40 Prozent zu zahlen.

Mit gefährlichen Leuten eingelassen

Der Wirt habe nach Abnehmern gesucht. „Damit wollte ich nichts zu tun haben“, sagte der bisher nicht vorbestrafte Kellner. Er habe nur das Geld besorgt. Dazu sei er zweimal mit dem Fernbus nach Mailand gefahren. Wen er dort traf, wollte er vor Gericht nicht sagen. Der Staatsanwalt hatte dafür sogar Verständnis. „Sie haben sich mit gefährlichen Leuten eingelassen.“ Laut einem Gutachten der Bundesbank handelt es sich um neapolitanische Blüten, die bundesweit immer wieder auftauchen.

Mit viel Aufwand hatte die Ulmer Kripo in dem Fall ermittelt. Fünf Handys wurden überwacht, verdeckte Ermittler und Kontaktpersonen eingesetzt. Es wurde observiert. „Wir wollten an die Hintermänner herankommen“, sagte der leitende Ermittler vor Gericht. Das gelang nicht, weil die Drahtzieher vom Ausland aus agierten.

Das Navi gibt’s zurück

Während sich der Wirt nur kurzzeitig im Gefängnis befand, hatte der Kellner seit August in Untersuchungshaft gesessen. Er ist nun auch wieder auf freiem Fuß. Als Bewährungsauflage müssen die beiden Männer jeweils 3000 Euro Geldstrafe bezahlen – in echten Scheinen versteht sich. Derweil bekommt der Wirt ein während der Ermittlungen beschlagnahmtes Navigationsgerät zurück. „Vorausgesetzt, Sie fahren damit nicht nach Italien“, sagte der Staatsanwalt.