Der US-amerikanischen Regierung war die Sache überaus peinlich. Wenn Y 12 schon vor Senioren nicht sicher sei, wer könne dann garantieren, dass echte Terroristen die Anlage nicht sabotieren und Uran stehlen könnten, so die Spötter. Auch Wissenschaftler schalteten sich ein. Im Grunde müsse die Regierung dankbar sein, sagten die Experten, denn Rice habe auf gefährliche Lücken im Sicherheitsapparat aufmerksam gemacht.

 

Doch während des Gerichtsverfahrens erklärte der Staatsanwalt Jeffrey Theodore den Vorfall zu einem Verstoß gegen die nationale Sicherheit – ein Vorwurf, der im sicherheitsbesessenen Amerika schwer wiegt. Die Nonne und ihre beiden Freunde, sagte Theodore, hätten die Aktion von langer Hand geplant, hätten Publicity gesucht und müssten dafür jetzt bezahlen: Rice mit knapp drei Jahren Haft, ihre Komplizen mit jeweils fünf Jahren und zwei Monaten Gefängnis. Bei Verkündung der Strafe bat Rice den Richter, keine Milde walten zu lassen: „Für den Rest meines Lebens im Gefängnis zu bleiben wäre die größte Ehre, die Sie mir erweisen könnten.“

„Das hat mir die Augen geöffnet“

Megan Rice, eine zierliche Frau mit Pagenhaarschnitt, ist seit Jahrzehnten in der Anti-Atom-Bewegung aktiv. Es sei um das Jahr 1990 herum gewesen, erzählte die Nonne kurz nach ihrer Aktion, als sie zum ersten Mal am eigenen Leib erfahren habe, wie hart die Behörden vorgehen. Damals habe sie in der Nähe eines Atomtestgeländes in der Wüste von Nevada Flugblätter verteilt. „Es kamen Wachmänner mit Waffen und behandelten uns, als seien wir schlimme Verbrecher.“ 40 oder 50 Mal sei sie insgesamt schon festgenommen worden, sagt Rice. 1998 wurde die Nonne schließlich nach einer Protestaktion zu einer sechsmonatigen Haftstrafe verurteilt: „Das hat mir die Augen geöffnet. Wer einmal im Gefängnis gesessen hat, der merkt, wie wenig er eigentlich braucht.“