Tausende Todesopfer, Misshandlungen, Völkermord: „Der Schlächter vom Balkan“ gilt als Hauptverantwortlicher für die Kriegsgräuel auf dem Balkan. Für Anklage und Opfer gibt es nur eine Strafe: Lebenslang.

Den Haag - In seinem letzten Völkermord-Prozess wird das UN-Kriegsverbrechertribunal zum früheren Jugoslawien das Urteil über den serbischen Ex-General Ratko Mladic (75) fällen. Rund 22 Jahre nach dem Balkankrieg droht dem Angeklagten mit dem Beinamen der „Schlächter vom Balkan“ am Mittwoch in Den Haag eine lebenslange Haftstrafe unter anderem für das Massaker von Srebrenica. Er war erst 2011 nach 16 Jahren auf der Flucht festgenommen worden.

 

Die Anklage listet Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen in insgesamt elf Fällen auf. Als Oberkommandant der bosnischen Serben war Mladic der Anklage zufolge hauptverantwortlich für Vertreibungen, Folter, Mord und Vergewaltigungen.

Tausende Todesopfer, Misshandlungen, Völkermord

Die schwerwiegendsten Vorwürfe sind: die über drei Jahre dauernde Belagerung von Sarajevo mit tausenden Todesopfern. Misshandlung von Gefangenen in Internierungslagern. Terrorkampagne gegen Kroaten und Muslime in bosnischen Kommunen, die Geiselnahme von UN-Soldaten sowie der Völkermord von Srebrenica. Serbische Einheiten hatten 1995 die damalige UN-Schutzzone Srebrenica überrannt und rund 8000 muslimische Männer und Jungen ermordet.

„Das Ziel von Mladic war ein „ethnisch reines Großserbien“, erklärten die Ankläger. „Es wäre eine Beleidigung der Opfer - lebend oder tot - und ein Affront gegen die Justiz, eine andere Strafe zu verhängen als die rechtlich schwerst mögliche: lebenslang.“

Mladic sieht sich als unschuldig

Der Angeklagte selbst hatte erklärt, unschuldig zu sein. Seine Anwälte forderten Freispruch. Im Balkankrieg von 1992 bis 1995 waren etwa 100 000 Menschen getötet und zwei Millionen vertrieben worden.

Einige Dutzend Angehörige der Opfer waren zur Urteilsverkündigung nach Den Haag gereist. Sie erwarten, dass der Ex-General zu lebenslanger Haft verurteilt werde. „Die Höchststrafe ist eine Form von Gerechtigkeit“, sagte die Vizepräsidentin der „Mütter von Srebrenica“, Kada Hotic (72).

Mladics enger Vertrauter bereits verurteilt

2016 war Mladics enger Vertrauter, der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic, für eine fast identische Anklage zu 40 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Karadzic und die Anklage legten Berufung ein.

Der 2012 gestartete Prozess ist der letzte des Tribunals, das zum Jahresende seine Arbeit nach 24 Jahren abschließt. Noch laufende Berufungsverfahren werden von einer neuen Instanz in Den Haag übernommen.