Ein mutmaßlicher Reischsbürger soll bei einer Waffenrazzia einen Polizisten erschossen haben. Vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth bestreitet sein Verteidiger die Tötungsabsicht.

Nürnberg - Vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth hat am Dienstag der Mordprozess gegen einen mutmaßlichen Anhänger der sogenannten Reichsbürger begonnen. Dieser soll im vergangenen Oktober im fränkischen Georgensgmünd bei einer Waffenrazzia einen Polizisten erschossen haben. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 49 Jahre alten Wolfgang P. Mord vor. Außerdem ist P. wegen dreifachen versuchten Mordes und zwei Fällen von gefährlicher Körperverletzung angeklagt, weil er weitere Schüsse auf andere Polizisten abgegeben haben soll.

 

Verteidiger bestreitet Tötungsabsicht

Unmittelbar vor Prozessbeginn bestritten die Verteidiger von P. sowohl eine Tötungsabsicht als auch eine Anhängerschaft ihres Mandanten bei den Reichsbürgern. P. sei mitnichten Anhänger der Reichsbürger, sagte Verteidigerin Susanne Koller. „Als solcher würde er sich nicht bezeichnen.“ Die Schüsse seien gefallen, weil ihr Mandant bei einem „dilettantisch“ ausgeführten Polizeieinsatz durch einen Angriff auf sein Haus von drei Seiten im Schlaf überrascht worden sei. Er habe nicht gewusst, dass es sich um Polizisten handle. „Einen Mordtatbestand können wir beim besten Willen nicht erkennen“, sagte Koller.

Als unzuverlässig eingestuft

P. sollten bei einer Razzia im vergangenen Oktober seine Waffen abgenommen werden, weil er wegen seiner Anhängerschaft bei den Reichsbürgern als unzuverlässig eingestuft wurde. Die Bewegung erkennt die Bundesrepublik nicht an und damit auch nicht staatliche Autoritäten wie Gerichte und Polizei. Seit den Schüssen von Georgensgmünd gibt es bundesweit ein schärferes Vorgehen gegen die Bewegung. Im Juni beschloss die Innenministerkonferenz, dass die zu diesem Zeitpunkt deutschlandweit auf 12.600 Reichsbürger bezifferte Szene entwaffnet werden soll.