Ein Paketzusteller soll seine Ex-Partnerin gefesselt und im Auto entführt haben, um sich dann an ihr zu vergehen. Es ist nicht der einzige Vorwurf, weshalb der Mann vor Gericht steht.

Ludwigsburg - Er soll seine Ex-Freundin beleidigt, bedroht, geschlagen und vergewaltigt haben: die Liste der Vorwürfe gegen einen 27-Jährigen aus Kohlberg im Kreis Esslingen ist lange. So lang, dass die Staatsanwaltschaft gleich zwei Anklageschriften zu einem Verfahren vor dem Stuttgarter Landgericht zusammengefasst hat. Der schwerwiegendste Vorwurf: im Oktober soll der Mann in einem Ludwigsburger Gewerbegebiet mit einer Schere auf seine ehemaligen Partnerin eingestochen und sie dabei im Gesicht, am Hals und im Nacken verletzt haben. Anschließend soll der Angeklagte mitsamt der Frau in deren Auto auf der Autobahn 81 in Richtung Tuttlingen gefahren sein. Auf einem Firmenparkplatz habe er die Frau dann vergewaltigt, sagte der Staatsanwalt zum Auftakt des Prozesses am Freitag.

 

Grund für die wiederkehrenden Attacken des Paketzustellers ist wohl dessen Eifersucht. Zwar wollte sich der Angeklagte am Freitag zunächst nicht zu den Vorwürfen äußern, er ließ aber durchblicken, dass die Liaison ein „ständiges Hin- und Her“ gewesen sei. Laut der Anklage beleidigte der Mann sein Opfer während der Attacken aufs Übelste und unterstellte ihr Beziehungen und Affären mit anderen Männern. Dabei lauerte er ihr am Arbeitsplatz und vor ihrer Wohnung auf. Auch ein Urteil des Esslinger Amtsgerichts, wonach der 27-Jährige sich dem Haus des Opfers nicht mehr nähern durfte, missachtete er. An einem Abend soll er seine Ex-Freundin mit einer Schreckschusswaffe bedroht haben, an einem anderen brach er laut der Ermittler in ihren Keller ein und randalierte dort. Ein Grund für die wiederkehrenden Konflikte ist laut dem Angeklagten sein Drogenkonsum gewesen. Den habe seine Freundin abgelehnt.

Am 3. Oktober wollten sich die Ex-Partner laut der Anklage aussprechen, deshalb habe man sich getroffen. In Ludwigsburg sei die Frau von der Autobahn abgefahren, als der 27-Jährige plötzlich mit der Schere angriff – um das Gesicht seiner Ex-Freundin zu entstellen, wie die Ermittler vermuten. Anschließend habe der Angeklagte die Frau gefesselt und sei mit dem Auto auf der A 81 in Richtung Süden gefahren. In der kleinen Gemeinde Seitingen-Oberflacht im Landkreis Tuttlingen habe der Mann auf einem Firmengelände geparkt, um sich im Auto an seinem Opfer zu vergehen.

Ins Rollen kamen die Ermittlungen, weil das Opfer, das zwei Kinder aus früheren Beziehungen hat und von dem Angeklagten bei der Vergewaltigung schon schwanger war, Anzeige erstattete. Schon zwei Tage später nahmen Fahnder den 27-Jährigen dann fest, seither sitzt er in Untersuchungshaft. Vor Gericht sagte ein Kripo-Beamtin, die Handydaten des Angeklagten würden zu den Aussagen der Frau passen. So sei das Gerät am 3. Oktober für längere Zeit in Seitingen-Oberflacht eingeloggt gewesen, ganz in der Nähe des Parkplatzes, den das Opfer bei einer Besichtigung mit Polizisten auch wiedererkannte. Dabei sei sie „kreidebleich geworden“.

Ein Urteil soll Ende März fallen.