In Frankfurt hat das Strafverfahren um die Ermordung von Walter Lübcke begonnen. Der Vorsitzende Richter appelliert an die beiden Angeklagten.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Frankfurt/Main - Große Strafprozesse in Corona-Zeiten haben eine verblüffende Gemeinsamkeit mit den Konzerten von Teenie-Bands früherer Tage. Schon am Vorabend des wohl bedeutendsten Strafverfahren des Jahres hatten gegen halb neun die ersten Gestalten mit Schlafsack und Thermoskanne Position vor der Tür des Frankfurter Oberlandesgerichts bezogen. Gerade einmal 18 interessierte Zuschauer und 19 Vertreter von nationalen und internationalen Medien hatten am Dienstag Zugang in den Hochsicherheitssaal 165 C. Dort, im größten Raum des Gerichts, wo normalerweise 120 Zuschauer Platz finden, begann die Aufarbeitung des Mordes am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke. Wer aber keine Platzhalter bezahlen wollte und morgens um fünf persönlich in den Frankfurter Nieselregen strömte, der kam zu spät – und fand sich fünf Stunden später bei Prozessbeginn in einem Nebenraum wieder, in dem das Verfahren für bis zu 41 weiteren Journalisten quasi als Hörspiel übertragen wurde.