Der wichtigste Frauenverband der Türkei soll wegen Familienfeindlichkeit aufgelöst und verboten werden. Am ersten Prozesstag kommt es zu Protesten.

Güler Karsli wollte sich scheiden lassen – und wurde deshalb ermordet. Ihr Noch-Ehemann Turan Karsli wollte die Trennung nicht hinnehmen und sollte deshalb mit einem Kontaktverbot ferngehalten werden. Vor drei Tagen tauchte Turan Karsli trotzdem in der Wohnung seiner Frau auf und zog eine Pistole. Er erschoss Güler Karsli, verletzte die gemeinsame Tochter Elif und richtete die Waffe anschließend gegen sich selbst. Ihr Schicksal ist kein Einzelfall. Im August 2019 erschütterten Todesschreie die Türkei, aufgezeichnet per Handyvideo, das damals ins Internet gestellt wurde. „Ich will nicht sterben“, schreit Emine Bulut im Video – das Blut schießt ihr aus dem Hals. Die zweite Stimme ist die ihrer zehnjährigen Tochter. „Mama, stirb nicht! Bitte, bitte stirb nicht!“, schreit das Kind. Doch Emine Bulut stirbt vor den Augen ihres Kindes. Der Täter setzt sich in ein Taxi und fährt davon – es ist der Ex-Ehemann und Vater der gemeinsamen Tochter, der ihr in einem Café ein Messer in den Hals gerammt hat. Dem Taxifahrer erzählt er, er habe ein Tier geschlachtet.