Bei der Prunksitzung der Zigeunerinsel sagt Stammgast Michael Föll Adieu. Die Höhepunkte an diesem Abend? Unzählige.

Stuttgart - Batman steht im Foyer der Liederhalle und unterhält sich angeregt mit seiner Partnerin. Ob die beiden den Aufzug des Pärchens kommentieren, das ganz leger in bunter Joggingkleidung und Badelatschen erschienen ist, lässt sich nur mutmaßen, denn eben zieht eine Gruppe trommelnder Landsknechte vorüber und in den Beethovensaal, wo am Samstag die Gesellschaft Zigeunerinsel Stuttgart 1910 zur Prunksitzung geladen hatte.

 

Zwischen Dorfhexen und Furchenrutschern aus Rechberghausen, den bereits für ihren furiosen Showtanz am späteren Abend herausgeputzten Contactern aus Gerlingen oder den Vertretern des Cannstatter Quellen-Clubs hat sich auch Prominenz eingefunden.

Föll: Ich bleibe ein Zigeuner

Stammgast Michael Föll überbringt zum letzten Mal in der Funktion des Ersten Bürgermeisters die Grüße der Stadt. „Auch wenn ich ausscheide: Ich bleibe ein Zigeuner“, gelobt er. Sein Lohn: ein Jahresorden der Zigeunerinsel aus den Händen von Präsident Thomas Haas. Den erhält auch Verkehrsminister Winfried Hermann, der im Robin-Hood-Kostüm erschienen ist. „Ich habe in letzter Zeit so viel Prügel bezogen, da ist es an der Zeit, auch mal einen Orden zu bekommen“, witzelt er.

Alois und Elsbeth Gescheidle dürfen sich über eine andere Auszeichnung freuen: Die schwäbischen Kabarettisten erhalten das Goldene Mikrofon der Zigeunerinsel.

Schmissige Musik

An diesem Abend verwandelt das Duo den Saal in ein Fußballstadion und bietet auch VfB-Fans Anlass zum Lachen. Stilecht antwortet der Saal mit La Ola. Die Maskengruppe Stuttgarter Hutzelmännlein interpretiert Mörike szenisch-tänzerisch, die ehemalige Zigeunerinsel-Baroness Tina Bauer singt Helene Fischer, die Filstaler Speckbuaba teilen mit saftigen Sprüchen aus. „Ich wurde gefragt, was denn der Höhepunkt des Abends sei“, fasst Jens Bauer, Vizepräsident der Zigeunerinsel das Programm zusammen. „Die Wahrheit ist: Man kann keinen hervorheben, weil es zu viele sind.“ Gardetanz, Piraten-Romantik, derber Humor – es ist alles dabei, was das Karnevalistenherz begehrt. Vor allem klingen am Ende zwei Dinge nach: die schmissige Musik der Stimmungsband Top Team und der immer wieder aus vielen Kehlen erschallende Narrenruf „Tschä-Hoi!“.