Vertreter des Klinikums berichten über Sicherheitsmängel im neuen Gebäude des Zentrums für seelische Gesundheit in Bad Cannstatt. Die Fenster und die Glasscheiben könnten nun auch die Gerichte beschäftigen.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Die Sicherheitsmängel im neuen Zentrum für seelische Gesundheit sind nach Auskunft des Klinikums nicht auf Planungsfehler zurückzuführen. Harald Schäfer, der Leiter des Servicecenters Bau und Engineering des Klinikums Stuttgart, berichtete am Freitag im Krankenhausausschuss, dass der Auftrag an den Generalübernehmer gelautet habe, eine transparente, offene, humane Psychiatrie zu bauen, die der Sicherheit der Patienten Rechnung trägt. Dabei seien auch Anforderungen an die Fenster und die Glasscheiben formuliert worden.

 

Hintergrund waren Vorfälle in der Psychiatrie in den vergangenen Monaten: ein Patient hatte, wie berichtet, im Dezember auf einer Akutstation eine Tür eingetreten und war mit einer langen Glasscherbe auf Mitarbeiter losgegangen. Außerdem sind vier Patienten, darunter einer aus der Kinder- und Jugendpsychiatrie – über die Fenster aus dem Gebäude geflohen. Ein Mann verletzte sich dabei schwer.

Beim Glas trifft den Bauunternehmer wohl keine Schuld

Was das Problem mit dem Glas in den Türen anlangt, hat ein Gutachter nach Auskunft Schäfers herausgefunden, dass das Glas kein Verbundsicherheitsglas gewesen ist, wie es gefordert war. Weil das Glas in der betroffenen Tür allerdings bereits entsorgt worden war, musste für die Untersuchung das Glas aus einer baugleichen Tür zertrümmert werden. Das falsche Glas ist aber nach Auskunft Schäfers nicht dem Generalübernehmer anzulasten. Dieser habe dem Auftrag gemäß ein Verbundsicherheitsglas bei einem Hersteller in Auftrag gegeben. Laut Produktbeschreibung des Herstellers handelte es sich auch um Verbundsicherheitsglas, nur erfüllte es beim Test nicht die Anforderungen.

Bei den Fenstern lautete der Auftrag, dass diese nicht aushebelbar sein dürfen, so Schäfer. Die Untersuchung habe ergeben, dass die verbaute Technik zu „fortlaufenden Schwierigkeiten“ führen würde. Das Klinikum wird sich wegen der nötigen Nachbesserungen an den Generalübernehmer werden. Hier könnte es auf eine juristische Auseinandersetzung hinauslaufen.

Mitarbeiter haben früh eine Mängelliste vorgelegt

Der Personalratsvorsitzende des Klinikums, Jürgen Lux, wies darauf hin, dass Mitarbeiter sehr früh eine Mängelliste zur Sicherheit vorgelegt hätten. Diese sei nicht vollständig abgearbeitet. Nach Auskunft von Zentrumsleiter Martin Bürgy werden aktuell Türen, die sich aufdrücken ließen, mit Magnetverschlüssen nachgerüstet.