Die Stuttgarter Mountainbiker sind sauer. Eine künstliche Buckelpiste unter der Schattenringbrücke ist nun flach wie die darüberliegende Straße – plattgemacht von der Straßenmeisterei Leonberg.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Die Stuttgarter Mountainbiker sind platt. Wie der Name ihrer Sportart es vermuten lässt, mögen sie es eigentlich eher hügelig. Doch eine eigens angelegte Buckelpiste unter der Schattenringbrücke ist nun flach wie die darüberliegende Straße – plattgemacht von der Straßenmeisterei Leonberg.

 

Genehmigt war das Übungsareal im Schatten des Schattenrings nie, aber jahrelang geduldet. Das Regierungspräsidium veranlasste die Entfernung nicht wegen der Radfahrer, sondern wegen der Graffiti-Künstler, die sich dort an Brückenpfeilern ausgetobt hatten. Dass die Strecke, die unter Kennern der Szene Pumptrack genannt wird, illegal angelegt worden war, bestreitet keiner der Radler. „Das war uns klar – aber es hat ja auch jahrelang niemanden gestört“, sagt einer der Nutzer, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will.

Entfernung der Strecke wegen Graffiti und Müll

Die Strecke am Schattenring sei entfernt worden, weil es zunehmend Beschwerden über Graffiti und Verschmutzung gegeben habe. Das teilt ein Sprecher des Landratsamts Böblingen mit, das für die Straßenmeisterei Leonberg zuständig ist. Diese machte die Buckelpiste vor kurzem platt. Es habe nicht nur Kritik wegen Müll und Schmierereien gegeben, auch hätten sich Autofahrer abgelenkt gefühlt, wenn neben ihnen die Biker rollten. Zusammengenommen habe das dazu geführt, dass die Straßenmeisterei dem Treiben unter der Brücke ein Ende machte. Das habe sie in der Vergangenheit schon einmal getan, aus ähnlichen Gründen.

Die Strecke war vor acht Jahren angelegt worden. Pumptracks als Übungsstrecke kamen damals in Mode. Am Anfang habe lediglich ein kleiner Kreis von etwa zehn Radfahrern von den Hügeln unter der Brücke gewusst – und allen sei klar gewesen, dass das, was sie taten, eigentlich illegal ist. „Wir waren aber sehr vorsichtig, haben nie in der Nähe der Pfeiler gegraben. Auch hat von uns nie jemand Graffitis gesprüht oder Müll hinterlassen“, beteuert der Insider. Dass die Radler dort trainieren, sei Stadt und Ordnungshütern bekannt gewesen. „Ab und zu kam mal die Polizei vorbei“, berichtet der Mountainbiker. „Als die sahen, dass wir nur radeln, sind sie abgezogen“, sagt er. Die Beamten hätten gesagt, man habe sie wegen der Graffiti verständigt, nicht wegen der Mountainbiker.

Mountainbikerszene schüttelt den Kopf

Die Radfahrer wissen, dass es nicht erlaubt ist, in der Landschaft eigene Strecken und Sprünge anzulegen oder zu buddeln. Dennoch sind sie sauer, wenn man ihnen eine Strecke nimmt. So sei ein bekannter Singletrail bei Heslach eingeebnet worden. Der Weg sei ein beliebter Abstecher für viele Pendler gewesen, die auf dem Heimweg von der Arbeit Spaß haben wollten.

Die Stuttgarter Mountainbikeszene hat einen prominenten Fürsprecher: Fabian Scholz, deutscher Meister im Enduro-Mountainbiken. „Ich habe auch auf der Strecke trainiert, es war immer alles in Ordnung“, sagt er. Es gebe zwar in Cannstatt einen größeren, offiziellen Pumptrack, der sei aber „etwas runtergekommen“. Die Anlage in Weilimdorf sei auch schon „ein bisschen kaputt“. Mehr noch als über die fehlende Trainingsmöglichkeit regt sich Scholz darüber auf, „dass Radfahrer in Stuttgart immer kriminalisiert werden“. Man würde im Wald oft angeraunzt. Er hofft auf mehr Verständnis für seine Sportart – zumal ihm keine Unfälle mit Fußgängern bekannt seien.