Angela Merkel hat der „Bild“-Zeitung eine Abfuhr erteilt. So muss sich das Boulevardblatt mit einer Marionette begnügen.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Berlin - Zu Fingerzeigen, wie Peer Steinbrück sie für geboten hält, würde Kanzlerin Angela Merkel sich niemals hinreißen lassen. Das grämt die Boulevardpresse. Die Zeitung mit den größten Buchstaben hat deshalb einmal nachgespielt, wie es sein könnte, wenn Merkel in einem Interview ohne Worte ihre Ansichten über Steinbrück, die FDP und über eine Große Koalition kundtun müsste.

 

„Ich sag jetzt mal nichts“, so ist der bilderreiche Artikel betitelt. Das ist durchaus doppelsinnig gemeint. Die Kanzlerin hat sich nämlich einem realen Interview mit dem Springer-Blatt verweigert. Aus ihrem Umfeld ist zu hören, dass man sie nicht solo befragen wollte, sondern in einem Zwiegespräch – etwa nach dem Muster des am Tag zuvor abgedruckten Trialogs der beiden SPD-Altkanzler Helmut Schmidt und Gerhard Schröder mit ihrem erwünschten Nachfolger Steinbrück. Für ein solches Gespräch wollte Merkel aber „keine Zeit“ erübrigen, so einer ihrer Mitarbeiter.

„Bild“ wünscht sich Merkel als Marionette

„Bild“ lässt an Stelle der leibhaftigen Kanzlerin also eine Marionette tanzen. Dabei hat Merkel durch ihre Abfuhr doch gerade bewiesen, dass sie sich nicht wie eine Marionette vorführen lässt. Die Marionette ist schwarz-grün gewandet. Es ist nicht ausgeschlossen, dass nach der Wahl Diskussionen aufkommen, die den Eindruck erwecken, diese Farbkombination sei eine Art politische Haute Couture. Merkel selbst dürfte dieser Couleur jedoch am allerwenigsten zuneigen.

Was hat uns die Kanzlerinnenpuppe nonverbal mitzuteilen? Auf die Frage, ob sie der FDP ihre Zweitstimme geben würde, reckt sie die gespreizte Hand und dreht dem einstigen Wunschkoalitionspartner eine lange Nase. Hat Peer Steinbrück Kanzlerformat? So lautet eine andere Frage. „Bild“ zeigt dazu die Merkel-Marionette, wie sie auf einem Stuhl Platz genommen hat, der offenkundig für größere Gestalten geschaffen wurde. Und wie sehr freut Merkel sich auf Koalitionsverhandlungen mit SPD-Chef Sigmar Gabriel? Das ist ja keine völlig unrealistische Perspektive. Die Spaßtruppe vom Boulevard hat ihre Marionette bei dieser Frage so hingegezupft, dass sie den Kopf auf den Tisch sinken lässt – als würde sie heulen.