Seit sechs Tagen harrt unsere Mitarbeiterin in häuslicher Quarantäne aus. Dort muss sie als Südtirol-Rückkehrerin bleiben. Am Mittwoch kommt endlich der ersehnte Anruf aus dem Gesundheitsamt.

Rems-Murr-Kreis - Weil sie in einem Corona-Risikogebiet Urlaub gemacht hatte, wurde unsere Mitarbeiterin Claudia Bell in häusliche Quarantäne geschickt. Sie berichtet für uns in einem Tagebuch von ihren Erfahrungen. Seit nunmehr sechs Tagen harren sie und ihre Familie zuhause aus – und so langsam wird die Situation zäh.

 

Montag, 9. März, 18 Uhr: Unsere „Einkäuferin“ ruft an und lacht sich schlapp. Gerade hat sie uns zwei vollbepackte Papiertüten vor die Haustür gestellt, die Liste hatte ich ihr zuvor abfotografiert und virenfrei per Whatsapp geschickt. „Was macht ihr denn mit so viel Tomatenmark?“, fragt sie und amüsiert sich königlich.

Dienstag, 10. März, 7.30 Uhr: Der Höhepunkt des Tages steht an: der morgendliche Ausflug zum Briefkasten, um die Zeitung zu holen. Ein Testergebnis aus Schorndorf ist noch immer nicht in Sicht.

Dienstag, 8.30 Uhr: Der „Schulunterricht“ zuhause beginnt- die Schulfreundin hatte ein ansehnliches Paket samt Wochenplan vor die Tür gelegt, das wird jetzt abgearbeitet.

Darf man aus der Corona-Quarantäne eigentlich Briefe schicken?

Dienstag, 11 Uhr: So langsam wird’s zäh, der Ton wird etwas rauer im Haus. Weil wir hier ja leider nicht im Urlaub sind, müssen jetzt klare Absprachen her. Wer macht wann was mit der Tochter, wer kann wann und wie lange arbeiten?

Dienstag, 14 Uhr: Unsere Tochter schreibt ihrer Freundin einen Brief. Doch wie kommt dieser Brief nun zur Freundin? Wir haben alle keinerlei Symptome und waschen uns mehrmals täglich die Hände; doch ist der Brief womöglich trotzdem verseucht? Was, wenn wir eventuelle Viren auf diesem Umschlag nun quer durch Fellbach zur Freundin schicken?

Dienstag, 15 Uhr: „Quarantäne, die: Räumliche Absonderung, Isolierung Ansteckungsverdächtiger oder Absperrung eines Infektionsherdes (z.B. Wohnung, Ortsteil, Schiff) von der Umgebung als Schutzmaßregel gegen Ausbreitung oder Verschleppung von Seuchen.“ So steht es jedenfalls im Duden. Habe ich da etwas falsch verstanden? Täglich höre ich von Italien-Urlaubern, die noch immer völlig arglos mit der Situation umgehen.

Auch für die Mediziner ist die Lage schwer in Griff zu bekommen

Mittwoch, 11. März, 10 Uhr: Meine Hausärztin Petra Conrad berichtet mir, dass sie mittlerweile mehrere Verdachtsfälle gemeldet hat – und erzählt dabei auch, wie schwierig es für niedergelassene Ärzte ist, überhaupt mit dem Gesundheitsamt in Kontakt zu treten. „Alle Verdachtsfälle sollten wir per Mail ans Amt schicken, und zwar nur als pdf, das wir zuvor umwandeln mussten. Irgendwann kam dann die Ansage, die Fälle doch lieber per Fax durchzugeben“, sagt sie. Von telefonischen Rückfragen sollten auch die Mediziner dringend absehen, eine Hotline für Ärzte gebe es ohnehin keine.

Mittwoch, 12.15 Uhr: Eine Ärztin aus dem Gesundheitsamt ruft an. Die Testergebnisse sind da: negativ. Dennoch schärft sie mir ein, noch bis einschließlich Samstag zuhause zu bleiben. Machen wir – Tomatenmark haben wir ja noch genügend.