Jugendliche haben mit der Mobilen Jugendarbeit gegenüber des Feuerbacher Bahnhofs einen Willkommensgruß gestaltet.

Stuttgart-Feuerbach - W

 

er kürzlich rund um den Feuerbacher Bahnhof unterwegs war, konnte das Graffiti buchstäblich wachsen sehen: Der Schriftzug „Willkommen“ mit dem Biber-Wappen im O entstand da nach und nach, auf dem Bauzaun zum „Quartier am Wiener Platz“ hin. Soviel Feuerbacher Gastfreundschaft brachte auch Bezirksvorsteherin Andrea Klöber auf den Plan. Zur Fertigstellung am Nachmittag lud sie zum Ortstermin und hatte Eis für alle Beteiligten mitgebracht.

In der einen Hand das wohlverdiente Eis, die andere Hand blau vom Farbton für den neuen Willkommensgruß: Bis eben ist Aylin noch damit beschäftigt gewesen, mit Hilfe der Schablonen fröhlich prickelnde Bläschen auf das „Willkommen“ zu setzen. Jetzt kommt die Abkühlung wie gerufen. Von der Spray-Aktion habe sie auf Instagram erfahren, erzählt sie und habe auch ihre Brüder Hakan und Kaya dafür begeistert. Es habe viel Spaß gemacht, sind sich nun alle drei einig – und man habe auch viel von den erfahreneren Sprayern gelernt.

Schwitzen die Buchstaben?

Noch immer gehen die Meinungen über Graffitis auseinander: Sind sie eine urbane Kunstform oder ganz im Gegenteil illegale Schmierereien? Es ist alles eine Frage der Qualität und hängt natürlich auch davon ab, ob die Bilder genehmigt sind und auf legalen Flächen entstehen. Für die sehr öffentliche Spray-Aktion in unmittelbarer Nähe zum Feuerbacher Bahnhof hatte man vorsorglich die Polizei in Kenntnis gesetzt – falls sich jemand beschweren würde. Tatsächlich hatten die Passanten die jungen Sprayer aber mit Wohlwollen betrachtet: „Viele haben sich dafür interessiert, manche auch Fragen gestellt“, erzählt Aylin.

Es liegt im Auge des Betrachters: Blubbert der gesprayte Willkommensgruß durch die schablonierten Kreise wie Sekt? Oder schwitzen die Buchstaben einfach? Immerhin war es sommerlich heiß. „Zum Glück“, sagt Patrick Klein: „Bei den letzten paar Aktionen hat uns immer der Regen vertrieben.“ Er organisiert mit seiner Agentur unter anderem Graffiti-Workshops für Anfänger und ähnliche Spray-Aktionen. Möglich wurde das Kooperationsprojekt mit der Mobilen Jugendarbeit Feuerbach durch eine Finanzspritze des örtlichen Bezirksbeirats sowie durch eine Förderung der gemeinnützigen „Aktion für Beteiligung“.

Von so einem gesprayten Willkommensgruß haben alle etwas: Die Kinder und Jugendlichen, die stolz auf ihr Werk sein können. Die Einheimischen und die Pendler auf dem Bahnhofsvorplatz, deren Wege nun ein bisschen freundlicher sind. Und das Management des neu entstehenden „Quartiers am Wiener Platz“, dessen Bauzaun deutlich aufgewertet wird.

Eigentlich, so erzählt Egemen Korkmaz von der Mobilen Jugendarbeit, habe man „Willkommen“ in unterschiedlichen Sprachen sprayen wollen. Das Vorhaben sei am gerillten Untergrund gescheitert: „Arabische oder chinesische Schriftzeichen hätte man darauf kaum richtig schreiben können.“ Also blieb es bei einem „Willkommen“ – mit dem Feuerbacher Wappen und in unterschiedlichen Blautönen gehalten.

Wie ist das aber: Haben die jungen Sprayer keine Angst, dass jemand ihren Schriftzug verunstalten oder übersprayen könnte? „Nein“, sagt Aylin. „Deshalb macht man das ja: Damit da niemand hinkritzelt.“ Ein kluger Gedanke, denn tatsächlich gibt es unter Sprayern einen Ehrenkodex, der es verbietet, die Werke anderer zu übersprayen, vor allem dann, wenn sie gut gemacht sind. Für dieses „Willkommen“ gelte das aber noch ganz besonders, fügt Aylin noch an: „Weil es ja Kinder waren, die es gemacht haben.“