Damit das Zusammenleben im Quartier am Wiener Platz funktioniert, soll nun ein Konzept erstellt werden.

Stuttgart-Feuerbach - Die Sanierung des ehemaligen Schoch-Areals ist abgeschlossen. Allein 18 Millionen Euro hat die Beseitigung der Altlasten im Boden gekostet. Der Untergrund war massiv mit hochgiftigem Chromat verunreinigt. Wo früher ein Betrieb zur Metallveredelung zu finden war, der sich auf die Hartverchromung spezialisiert hatte, soll nun das Quartier am Wiener Platz entstehen – das Tor zu Feuerbach. Der Baubeginn ist für das Jahr 2021 terminiert.

 

Die Stadt hat viel mit dem rund 14 000 Quadratmeter großen Grundstück in direkter Nachbarschaft zum Feuerbacher Bahnhof vor. Es soll ein altersgerechtes, innovatives, nachhaltiges und multifunktionales Quartier entstehen – mit bezahlbaren Wohnungen, „um auch Familien mit Kindern und Menschen mit geringen finanziellen Ressourcen Wohnraum anbieten zu können“, sagt die neue Sozialbürgermeisterin Alexandra Sußmann. Insgesamt ist von etwa 150 neue Wohnungen die Rede. Für 100 geförderte Wohneinheiten sorgt die Baugenossenschaft Neues Heim, die das Baufeld Süd unter anderem gemeinsam mit der Landeshauptstadt, der Mieterbaugemeinschaft Wohnen am Wiener Platz, der Evangelischen Gesellschaft, dem Wohlfahrtswerk, dem Verein Integrative Wohnformen und der Diakonie Stetten entwickeln wird.

Das neue Quartier soll nicht nur Platz für Senioren, Studenten und Familien bieten, sondern auch für junge Erwachsene mit psychischen Erkrankungen, für Personen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten, mit geistiger und/oder mehrfacher Behinderung. In diesem neuen Quartiers- und Wohnmodell liegen Chance und Risiko zugleich. „Eine gute Ausgestaltung des Prozesses kann zu einem gewinnbringenden Miteinander führen. Gleichzeitig besteht das Risiko, bei Scheitern des Projektes ein schwieriges Quartier zu schaffen“, sagt die Sozialbürgermeisterin.

Bezirksbeirat befürwortet Projekt zur Quartierentwicklung

Um die Weichen frühzeitig auf Erfolg zu stellen, soll nun schon ab Anfang nächsten Jahres eine Struktur erarbeitet werden, die für eine funktionierende Quartiersgemeinschaft sorgen soll. Es gehe um einen intensiven Austausch und Überlegungen, wie die gemeinschaftlichen Flächen und Räume genutzt werden sollen. „Hier werden möglichst alle Akteure eingebunden: die beteiligten städtischen Ämter wie zum Beispiel das Sozialamt, Jugendamt, Amt für Stadtplanung und Wohnen und Liegenschaftsamt sowie die Baugemeinschaften, die Genossenschaft, Bauträger und die dort aktiv werdenden sozialen Träger sowie die angrenzende Nachbarschaft und Gewerbetreibende“, betont Sußmann. Die Landeshauptstadt möchte gemeinsam mit der Baugenossenschaft Neues Heim und der Stadtberatung Dr. Sven Fries dieses Projekt in Angriff nehmen. Dazu muss der Gemeinderat noch knapp 69 000 Euro bewilligen. Am 17. Oktober soll das der Fall sein. Der Bezirksbeirat Feuerbach hat schon in seiner jüngsten Sitzung über die potenzielle Quartierentwicklung beraten. Neun Lokalpolitiker stimmten dem Vorhaben zu, drei Christdemokraten enthielten sich. Unter ihnen Dirk Teichmann, der im Vorfeld der Abstimmung seine Bedenken äußerte: „Ihr Projekt endet schon am 30. April 2021, also bevor vielleicht überhaupt angefangen wird, zu bauen. Das finde ich etwas früh.“ Zudem kritisierte er, dass inhaltlich noch nicht viel zu hören und zu lesen war. Martin Gebler von der Baugenossenschaft Neues Heim gab zu, dass es für Stuttgart ein ungewohntes Verfahren sei, betonte aber auch, dass es sinnvoll sei, so früh zu beginnen und dass trotz Projektende im April 2021 ihre Arbeit nicht beendet sein werde.