Auch modisch ging es der Queen nie um sich selbst, sondern immer um die Krone. Trends lief Elizabeth II. nie hinterher. Sie blieb sich selbst treu.

Freizeit und Unterhaltung: Theresa Schäfer (the)

„I have to be seen to be believed“. „Ich muss gesehen werden, damit man an mich glaubt“, soll ein Wahlspruch der Queen gewesen sein. Auch deshalb trug Elizabeth II. stets Kleider in Signalfarben: Fuchsia, limettengrün, sonnenblumengelb. Nicht zu übersehen, auch wenn Elizabeth klein und zierlich war – nur 1,60 Meter groß. „Die Menschen warten oft Stunden an der Straße auf meine Ankunft, um mich aus der Nähe erleben zu können“, antwortete sie einmal auf die Frage nach dem Warum. „Da sollen sie mich schon von Weitem erkennen können.“ Ihr Look – Mantelkleid, farblich abgestimmter Hut, schwarze Handtasche, Pumps mit moderatem Absatz – war ikonisch. Jeder erkannte sofort: Here comes the Queen!

 

Als die erst 25-jährige Elizabeth 1952 britische Königin wurde, war die ganze Welt hingerissen von der zarten, gertenschlanken jungen Queen. In diesen frühen Jahren als Monarchin zeichnete Norman Hartnell, der Lieblingscouturier ihrer Mutter, für Elizabeths Mode verantwortlich. Er entwarf das Kleid, in dem die junge Queen 1953 gekrönt wurde, und zauberte ihr eine unnachahmliche Wespentaille. Heute werden die Hartnell-Kleider in Museen ausgestellt – als die prachtvollen Kunstwerke, die sie sind.

In späteren Jahren übernahm Angela Kelly die Oberaufsicht über die königliche Garderobe: Sie stellte die Outfits der Queen zusammen – vom großen Ornat für das „State Opening of Parliament“ bis zur Schluppenbluse für die ungezählten Zoom-Calls, die die Königin in ihren letzten Jahren absolvierte. Mit den Jahren wurde aus der Stylistin Elizabeths wichtigste Vertraute. Kelly war Medienberichten zufolge auch in Balmoral, als Elizabeth II. starb.

Lass’ Kleider sprechen

Stets ließ die Queen auch ihre Kleider für sich sprechen: Suchte auf ihren unzähligen Reisen ihre Garderobe nach den Landesfarben des Staates aus, den sie gerade besuchte. Jede ihrer unzähligen Broschen hat ihre ganz eigene Geschichte.

Eine ganze Reihe von modischen Regeln soll die Queen für die ihren aufgestellt haben, hieß es immer wieder in Berichten: Angeblich mochte die Queen keine Hosen. Tatsächlich sah man Elizabeth praktisch nie in den Beinkleidern – höchstens hoch zu Ross. Auf ihre Fingernägel ließ sie angeblich nur einen Nagellackton: „Ballett Slippers“, einen ganz zarten Roséton.

Privat, in ihren Rückzugsorten Windsor und Balmoral beispielsweise, trug die Queen gerne die Uniform des britischen Landadels: Karorock, Cardigan, Steppjacke und vernünftige Schuhe. Mit einem Kopftuch gegen das unberechenbare britische Wetter stapfte die Queen so in ihre Stallungen oder brach zu ausgedehnten Spaziergängen auf. Als sie so angetan einmal in Balmoral amerikanischen Touristen begegnet sein soll und diese die Ähnlichkeit der netten alten Dame zur Queen bemerkten, soll Elizabeth entgegnet haben: „How very reassuring.“ („Wie beruhigend.“)

„Wir sind zwei typische Frauen“

In einem ihrer seltenen Interviews verriet Angela Kelly 2007, wie sie und die Queen zu einem bestimmten Look kommen: „Wir sind zwei typische Frauen. Wir diskutieren Kleidung, Make-up, Schmuck. Wir sagen: ‚Würde dieses Schmuckstück mit diesem Outfit gut aussehen?’“

2019 erlaubte die Queen ihrer Stylistin sogar, ein Buch über ihr Leben als royale Stylistin zu veröffentlichen. In „The Other Side of the Coin: The Queen, the Dresser and the Wardrobe“ verriet Kelly, sie selbst laufe für die Königin die Schuhe ein – „um sicherzustellen, dass sie bequem sind und sie immer einsatzbereit ist“.

Eine Monarchin läuft keinen Trends hinterher

Nach der Mode ging die Queen nie. Den ganz großen Glamour überließ sie lange ihrer jüngeren, mondänen Schwester, Prinzessin Margaret. Die durfte „Big Hair“ tragen und dramatisches Augen-Make-up, wie es in den 1960er Jahren in war. Später verzehrte sich alle Welt nach den Kleidern von Prinzessin Diana, noch später nach den Looks von Meghan oder Kate. Elizabeth selbst hielt sich zurück – eine Monarchin läuft keinen Trends hinterher. Schließlich ging es der Queen nie um sich selbst, sondern stets um die Krone.

Was sich bewährte, behielt Elizabeth bei: Ihre schwarzen kastigen Handtaschen aus dem Hause Launer zum Beispiel. Oder ihre Frisur, die sie nie grundlegend änderte. Altbacken wirkte die Queen dennoch nicht. Sondern ganz sie selbst.