Die ProSieben-Sendung „Queen of Drags“ hat mit Yoncé Banks eine Gewinnerin. Doch die drittplatzierte Stuttgarterin Vava Vilde hinterließ die klare Botschaft, sich trotz Angst nicht zu verstecken.

Stuttgart - Kurz bevor die erste Staffel „Queen of Drags“ endete, bedankte sich Conchita Wurst noch einmal bei Vava Vilde: „Die Looks, die du uns gezeigt hast, sind ein Einblick in eine andere Welt. Danke, dass du uns eingeladen hast, diese Welt zu sehen“.

 

Auch „Queen of Drags“ wird für so manchen ein Einblick in eine völlig andere Welt gewesen sein. Zehn Dragqueens traten erstmals im deutschen Fernsehen gegeneinander an. Ein Experiment, dass viele so sehr begeisterte wie andere empörte. Und so bestand auch ein großer Teil der Sendungen darin, für mehr Mut, Verständnis und Toleranz zu werben. Das Finale bildete diesbezüglich keine Ausnahme.

Noch vor den Auftritten waren Interview und Fotoshooting für die Cosmopolitan dran. Dort erzählte Vava unter anderem auch von den Stuttgarter Gruppen für homosexuelle Jugendliche, wie den Königskindern. So erwähnte sie, dass sie es schön fand zu merken, „wie das den Leuten guttut, wenn sie irgendwie einen Anschluss haben und jemanden, an den sie sich wenden können“.

Tanztalent auf hohen Absätzen

Unter dem Motto „Candyland“ unterstützten die bereits ausgeschiedenen Queens die Finalistinnen anschließend bei einer Gruppenperformance. Während Aria Addams zu „Milkshake“ von Kelis auftrat, wählte Yoncé Banks dafür „Lady Marmelade“ von Christina Aguilera. Die Stuttgarter Dragqueen Vava Vilde zeigte ihr Tanztalent auf Absätzen zu dem Katy-Perry-Song „California Gurls“.

Nach diesem Auftritt und einer kurzen Umziehpause kam Vava im Stil eines überdimensionierten Eisbechers auf die Bühne. Die Ballade „Underneath“ von Adam Lambert, zu der sie auftrat, passte oberflächlich betrachtet nicht zum Motto „Candyland“. Doch gerade die Dramatik der Ballade in Verbindung mit dem Kostüm zeigten eine ganz andere Facette des Überthemas. Eine Interpretation, die sich deutlich von der scheinbar heilen Zuckerwattenwelt bei den Auftritten ihrer Konkurrentinnen abhob und eine verletzliche Seite offenbarte.

So fragte auch Conchita Wurst, die zusammen mit Bill Kaulitz, Heidi Klum und der amerikanischen Dragqueen Laganja Estranja die Jury bildete, nach Vavas Intention dahinter. Sie antwortete recht emotional: „Ich hatte ehrlich gesagt riesige Angst davor, hierher zu kommen, einfach weil so viele Menschen das nachher sehen. Wenn ich hierherkomme, dann möchte ich ehrlich sein, dann hab ich keine Lust auf nur Zuckerguss und so, das bin ich nicht, ich bin darunter auch traurig und verletzt“.

Rennen macht Yoncé Banks

Nach dem Auftritt von Yoncé Banks zu „Standing on the Sun“ stellte Laganja Estranja zwar fest, dass sie Vavas Auftritt zumindest ähnlich gut fand. Auf den Auftritt von Aria Addams zu „Candyman“ von Christina Aguilera und eine Performance der Gastjurorin folgte dann aber die Punkteverteilung – bei der Laganja Estranja nur einen Punkt an Vava vergab. Ihre zwei Punkte erhielt Yoncé Banks, womit Aria bei ihr den Spitzenplatz einnahm.

Auch Heidi Klum sah Vava Vilde auf dem dritten Platz und vergab ihre zwei und ihre drei Punkte an Aria Addams und Yoncé. Bei Bill Kaulitz landete die Stuttgarter Dragqueen zwar auf dem zweiten Platz hinter seiner Favoritin Yoncé, hatte damit aber noch vor der Punktevergabe von Conchita Wurst keine Chance mehr die Show zu gewinnen.

Damit entschieden die drei Punkte von Conchita Wurst über den Gewinn der Show. Das Rennen machte Yoncé Banks, die in den vergangenen Wochen im Netz für mangelnde Kreativität in ihren Auftritten kritisiert wurde. Im Finale lieferte sie zwar wenig Argumente gegen diese Kritik, konnte bei der Jury aufgrund ihrer konstant guten Leistungen dennoch punkten.

Noch vor dem Finale zu ihrer Zeit bei „Queen of Drags“ befragt, antwortete die nun drittplatzierte Stuttgarterin Vava Vilde: „Insgesamt war es ein völlig verrücktes, intensives und einmaliges Erlebnis. Ich habe insgesamt ausschließlich sehr positive Rückmeldungen bekommen, auch in Stuttgart. Ich glaube, dass viele Menschen durch ,Queen of Drags’ zum ersten Mal nachempfinden können, wie es queeren Menschen geht, auch wenn wir zehn Kandidatinnen natürlich nur einen kleinen Teil der Community darstellen. Reine Toleranz interessiert mich wenig. Queere Menschen müssen nicht toleriert, sondern ihre Identität respektiert werden.“