Mit dem „Quizduell“ will die ARD am Vorabend ein jüngeres Publikum ansprechen. Bei den ersten Sendungen erlebte der öffentlich-rechtliche Sender allerdings ein Waterloo: nichts funktionierte.

Stuttgart -

 

Seit dem Debakel von „Gottschalk Live“ vor zwei Jahren sucht die ARD händeringend nach einer Lösung für ihr Quotendilemma am Vorabend. Da auch die meisten Krimiserien („Heiter bis tödlich“) ein Flop waren, soll es nun Jörg Pilawa richten; schließlich hat der ARD-Heimkehrer neun Jahre lang mit großem Erfolg „Das Quiz“ moderiert. Weil das Erste am Vorabend wegen der Werbeblöcke auch Zuschauer erreichen muss, die jünger als sechzig sind, hatten die Programmplaner eine großartige Idee, wie man mit zunächst 14 Folgen „Quizduell“ zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen könnte.

Bei der gleichnamigen und gerade bei Jüngeren ausgesprochen beliebten Smartphone-App muss man unter Zeitdruck ähnlich wie bei „Wer wird Millionär?“ aus vorgegebenen Lösungen die richtigen Antworten auf Fragen zum Allgemeinwissen auswählen. Eine erfolgreiche Adaption dieser App fürs Fernsehen würde beweisen, dass die ARD auf der Höhe der Zeit ist; und im besten Fall würden viele der insgesamt über 16 Millionen deutschen Nutzer der App bei der Livesendung mitspielen.

Die Apps kommen nicht zum Einsatz

Doch dann erlebte das Erste bei der Premiere ein Waterloo: nichts funktionierte. Angeblich hat ein Hacker die Server, die gewährleisten sollten, dass die Fernsehzuschauer per Smartphone gegen die vier Studiokandidaten antreten können, lahmgelegt. Zum Glück gab es einen Plan B, sonst hätte Pilawa ein echtes Problem gehabt. Die Quizteilnehmer, vier Lehrerinnen und Lehrer aus Niedersachsen, spielten kurzerhand nicht gegen den Rest der Republik, sondern gegen das vorsorglich mit Abstimmungsgeräten ausgestattete Studiopublikum. Das Serverproblem blieb jedoch nicht die einzige Panne. Erst fehlten Pilawa die Fragen für die Auftaktrunde, dann fiel sein Monitor aus, und schließlich stellte sich heraus, dass zumindest ein Teil des Publikums die Antworten des Quizquartetts auf Bildschirmen sehen konnte. Dass außerdem einige der Abstimmungsgeräte offenbar die falsche Antwort speicherten, fiel da kaum noch ins Gewicht.

Am Ende gewann das Publikum mit haarscharfem Vorsprung. Und noch einen Sieger hatte die Show: Der oft als Langweiler kritisierte Jörg Pilawa bewies Größe, nahm die vielen Pannen mit Humor und machte so das Beste aus dem Fiasko. Das vollmundig als „neue Generation des Quiz“ angekündigte Server-Desaster kommentierte er fröhlich als „Quiz unplugged“. Nach knapp fünfzig kurzweiligen Minuten sagte er zum Abschied: „Das war der Versuch, die App ins Fernsehen zu holen – ging komplett in die Hose.“ Seine Befürchtung, am nächsten Tag würde es wie sonst auf diesem Sendeplatz eine weitere Folge der täglichen Serie „Verbotene Liebe“ geben, war gar nicht mal unbegründet. Beim federführenden NDR betrieb man am nächsten Tag zwar „auf Hochtouren“ Ursachenforschung, aber vergeblich. Die Kandidaten der zweite Ausgabe, vier muntere Studenten aus Mainz, spielten ebenfalls nicht gegen Deutschland, sondern gegen das Studiopublikum. Immerhin verlief die Sendung ansonsten pannenfrei.

Angeblich soll das Format revolutionär sein

Die ARD nahm es mit Humor und Selbstironie. Vor der Show zeigte sie Pilawa bei der Fahrt zum Studio: „Montag, 12. Mai. Für Jörg P. aus Hamburg ein Tag wieder jeder. Wie viele seiner Kollegen will der medienscheue Moderator an diesem Frühlingstag den Vorabend in der ARD retten.“ Der Moderator kommentierte den Pannenauftakt gleichfalls mit Gelassenheit. Die technischen Probleme stufte er als übliches „Risiko einer Livesendung“ ein. Vor vier Jahren hatte er die ARD verlassen, weil er nicht als Quiz-Onkel in die Annalen der deutschen Fernsehgeschichte eingehen wollte. Der NDR-Unterhaltungschef Thomas Schreiber hat ihn dann offenbar überzeugt, dass es sich lohne, für das „Quizduell“ auf den Sendeplatz zurückzukehren. Immerhin war es laut Schreiber „weltweit das erste Mal, dass man versucht, eine App zur Show zu starten“. Entsprechend groß war Pilawas Vorfreude, an diesem „Experiment“ teilnehmen zu dürfen: „Etwas Vergleichbares wie das ‚Quizduell‘ gibt es nicht. Mehr Technik, als wir einbinden, geht eigentlich gar nicht. Es ist wirklich etwas Revolutionäres.“

Nun ist die Revolution allerdings erst mal verschoben. Auch beim ZDF hofft man, dass die Kollegen das Problem in den Griff bekommen: Am 26. Mai zeigt das Zweite den holländischen Thriller „App“. Der Film erzählt davon, wie sich eine Anwendungssoftware namens Iris immer stärker in das Leben einer Studentin einmischt. Die ZDF-Zuschauer können sich eine App zum Film auf das Smartphone heruntergeladen und dann beobachten, wie sie ein Eigenleben entwickelt. Vorausgesetzt, die Mainzer Server werden nicht gehackt.