Der Liveregisseur gilt in der Branche als Mann für alle Fälle. Er hat schon beinahe alles inszeniert, vom Kanzlerduell bis zur Formel 1. Die Bilder des WM-Fußball-Finales von 2002 hat er gestaltet. Der gebürtige Darmstädter hat für seine Arbeit alle wichtigen Auszeichnungen erhalten, auch den begehrten Grimmepreis für die Bildregie der RTL-Berichterstattung über die Terroranschläge vom 11. September 2001. Er finde das richtige Maß, attestierte ihm die Jury damals: „Drama ohne Dramatisierung, Nähe ohne Voyeurismus, Fernsehen rund um den Terror, jenseits vom Terrorfernsehen.“

 

Kaum ein Gewinner machte einen Karrieresprung

Doch darin kann er im Castingformat nicht aufbauen. Für Shows wie „Das Supertalent“ oder „DSDS“ gilt dieses Erfolgsrezept nicht. Die Shows sind Theater, sie leben von der großen Pose und einer zur Schau gestellten Emotionalität. So erforderte es das Format. Auf der Klaviatur der Gefühle griff der Regisseur bisweilen tief in das Schatzkästchen der Regiekunst. Er ließ Tränen in Zeitlupe fließen oder fror glückstrahlende Gesichter ein. Das war der Schlüssel zum Erfolg der Castingshows – und zugleich die Erklärung für ihren Niedergang.

Das Genre steckt in der tiefsten Krise seiner Geschichte, seit RTL vor zehn Jahren mit „DSDS“ seinen Siegeszug begründete. Längst hat das Publikum den Schwindel durchschaut: Lange genug hat ihnen das Fernsehen ein Kasperletheater mit verteilten Rollen als Talentwettbewerb verkauft. Doch egal, ob „Popstars“ oder „Germany‘s next Topmodels“, ob „Supertalente“ oder „Superstars“ gecastet wurden: für kaum einen Gewinner wurde der Sieg wirklich zum Karrieresprungbrett. Gewonnen hatten nur die Fernsehsender, und zwar in Form von kostbarer Werbezeit.