„Am Ende des Tages ging es nicht um die Auswahl der Besten, sondern um einen großen Sack mit Geld“, bilanziert der Tübinger Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen in seiner kritischen Analyse vom Aufstieg und Fall dieses Phänomens. Titel: „Die Casting-Gesellschaft“. Kein Wunder also, dass die Quoten allenthalben bröckeln. Die Zuschauer sind der simulierten Authentizität überdrüssig geworden. Wenn es schon Castingshows sein müssen, dann bitteschön solche, die so tun, als würden sie sich wirklich auf die Talentförderung konzentrieren.

 

Pro Sieben und Sat 1 haben diesen Trend mit der Show „The Voice of Germany“ aufgegriffen und in gute Quoten umgemünzt. Der Erfolg hat auch den bisherigen Marktführer RTL auf den Plan gerufen. In der letzten Staffel von „DSDS“ hat der Sender ein erfolgreiches Element wie die Duette von „The Voice of Germany“ übernommen.

Ein Aushängeschild mit bröckelnden Quoten

Vor diesem Hintergrund gewinnt die personelle Fluktuation zwischen dem gerne als Trashsender titulierten RTL und dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen doppelte Brisanz. Das ZDF in Mainz steht unter wahnsinnigem Druck. „Wetten, dass . .?“ gilt noch immer als das Aushängeschild des Senders auf dem Lerchenberg, trotz stetig bröckelnder Quoten.

Gottschalks Abgang eröffnet dem neuen Intendanten Thomas Bellut die Chance, den Mercedes der TV-Unterhaltung rundum zu erneuern. Diesmal geht es um alles oder nichts, hopp oder Flop. An den Schrauben wird schon kräftig gedreht. So sollen die Wettkandidaten künftig eine eigene Sitzecke auf der Bühne bekommen und in Einspielern vorgestellt werden.

Ein Mann für alle Fälle

Der Liveregisseur gilt in der Branche als Mann für alle Fälle. Er hat schon beinahe alles inszeniert, vom Kanzlerduell bis zur Formel 1. Die Bilder des WM-Fußball-Finales von 2002 hat er gestaltet. Der gebürtige Darmstädter hat für seine Arbeit alle wichtigen Auszeichnungen erhalten, auch den begehrten Grimmepreis für die Bildregie der RTL-Berichterstattung über die Terroranschläge vom 11. September 2001. Er finde das richtige Maß, attestierte ihm die Jury damals: „Drama ohne Dramatisierung, Nähe ohne Voyeurismus, Fernsehen rund um den Terror, jenseits vom Terrorfernsehen.“

Kaum ein Gewinner machte einen Karrieresprung

Doch darin kann er im Castingformat nicht aufbauen. Für Shows wie „Das Supertalent“ oder „DSDS“ gilt dieses Erfolgsrezept nicht. Die Shows sind Theater, sie leben von der großen Pose und einer zur Schau gestellten Emotionalität. So erforderte es das Format. Auf der Klaviatur der Gefühle griff der Regisseur bisweilen tief in das Schatzkästchen der Regiekunst. Er ließ Tränen in Zeitlupe fließen oder fror glückstrahlende Gesichter ein. Das war der Schlüssel zum Erfolg der Castingshows – und zugleich die Erklärung für ihren Niedergang.

Das Genre steckt in der tiefsten Krise seiner Geschichte, seit RTL vor zehn Jahren mit „DSDS“ seinen Siegeszug begründete. Längst hat das Publikum den Schwindel durchschaut: Lange genug hat ihnen das Fernsehen ein Kasperletheater mit verteilten Rollen als Talentwettbewerb verkauft. Doch egal, ob „Popstars“ oder „Germany‘s next Topmodels“, ob „Supertalente“ oder „Superstars“ gecastet wurden: für kaum einen Gewinner wurde der Sieg wirklich zum Karrieresprungbrett. Gewonnen hatten nur die Fernsehsender, und zwar in Form von kostbarer Werbezeit.

Ein Wissenschaftler kritisiert das Format

„Am Ende des Tages ging es nicht um die Auswahl der Besten, sondern um einen großen Sack mit Geld“, bilanziert der Tübinger Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen in seiner kritischen Analyse vom Aufstieg und Fall dieses Phänomens. Titel: „Die Casting-Gesellschaft“. Kein Wunder also, dass die Quoten allenthalben bröckeln. Die Zuschauer sind der simulierten Authentizität überdrüssig geworden. Wenn es schon Castingshows sein müssen, dann bitteschön solche, die so tun, als würden sie sich wirklich auf die Talentförderung konzentrieren.

Pro Sieben und Sat 1 haben diesen Trend mit der Show „The Voice of Germany“ aufgegriffen und in gute Quoten umgemünzt. Der Erfolg hat auch den bisherigen Marktführer RTL auf den Plan gerufen. In der letzten Staffel von „DSDS“ hat der Sender ein erfolgreiches Element wie die Duette von „The Voice of Germany“ übernommen.

Ein Aushängeschild mit bröckelnden Quoten

Vor diesem Hintergrund gewinnt die personelle Fluktuation zwischen dem gerne als Trashsender titulierten RTL und dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen doppelte Brisanz. Das ZDF in Mainz steht unter wahnsinnigem Druck. „Wetten, dass . .?“ gilt noch immer als das Aushängeschild des Senders auf dem Lerchenberg, trotz stetig bröckelnder Quoten.

Gottschalks Abgang eröffnet dem neuen Intendanten Thomas Bellut die Chance, den Mercedes der TV-Unterhaltung rundum zu erneuern. Diesmal geht es um alles oder nichts, hopp oder Flop. An den Schrauben wird schon kräftig gedreht. So sollen die Wettkandidaten künftig eine eigene Sitzecke auf der Bühne bekommen und in Einspielern vorgestellt werden.

Denn wie immer gilt: nur die Quote zählt.

Nach einer Revolution des Fernsehens klingt das alles nicht. Im Gegenteil, man kennt dieses Auto schon. Es ist der Porsche Cayenne von RTL. Für das Privatfernsehen ist er zu lahm geworden, aber im ZDF könnte dieses Auslaufmodell auch jene Zuschauer jenseits der sechzig mitnehmen, die nach Theater dürsten.

Bleibt bloß noch die Frage, wer gewinnt, wenn „Wetten, dass . .?“ künftig am Samstagabend gegen den Konkurrenten „Das Supertalent“ antreten muss. Wird der Grandseigneur Thomas Gottschalk die ZDF-Zuschauer mitnehmen, denen die RTL-Freaks zu freakig und Dieter Bohlen viel zu prollig waren? Oder wird er die sensationsverwöhnten RTL-Gucker verschrecken? Es ist der Stoff für die spannendste Wette des Jahres. Denn wie immer gilt: nur die Quote zählt.